Auf der Suche nach Heimat

■ Der erste kurdische Kinofilm "Ein Lied für Beko" von Nizamettin Aric im Metropolis

von Nizamettin Aric im Metropolis

Beko lebt mit der Familie seines Bruders Cemal in einem kurdischen Dorf in der Türkei. Der Bruder hat studiert, ist politisch engagiert, während sich Beko lieber um sein Land kümmern will. Und doch wird er sich aufmachen in neue Welten. Ein Lied für Beko von Nizamettin Aric ist der erste kurdische und kurdisch-sprachige Kinofilm. Seine Weltpremiere war 1992 bei den Filmfestspielen in Venedig, wo er den Publikumspreis gewann.

In Rückblenden erzählt Ein Lied für Beko vom Leben des Bauern Beko (Nizamettin Aric) und die Geschichte seiner Flucht, und auch einer Suche. Sie wird Beko durch drei Länder führen und erst in Deutschland enden. Cemal wird zur türkischen Armee einberufen, will aber zu den Kurden in den Irak fliehen, um sich dort den Freiheitskämpfern anzuschließen. Als Soldaten in Bekos Dorf kommen, wird auch er zum Flüchtling und beschließt, seinen Bruder zu suchen.

Vorübergehend findet Beko bei Nomaden im irakischen Hochland Zuflucht, wo auch andere Flüchtlinge Unterschlupf fanden. Doch es ist 1988 und Krieg zwischen Iran und Irak, und selbst in diesem öden Grenzgebiet ist der Krieg gegenwärtig. Als die Nachricht eintrifft, daß sich Irak und Iran in Friedensverhandlungen befinden, wollen die Flüchtlinge sofort in ihr altes Dorf zurückkehren. Vergeblich versuchen die Nomaden sie zurückzuhalten: das Kriegsende bedeute nur, daß die Kurden erneut das Ziel von Saddams Soldaten werden würden.

Beko bricht mit der Gruppe auf. Er hat inzwischen eine innige Beziehung zu den Kindern im Dorf aufgebaut, besonders zu der Kriegswaisen Zine (Bezara Arsen). Das

1Dorf ist verwüstet, aber der Wiederaufbau soll am nächsten Tag beginnen. Doch der Morgen beginnt mit einem Giftgasangriff der irakischen Luftwaffe. Nur Beko und das Mädchen Zine überleben. Der in Berlin lebende Regisseur Nizamettin Aric gibt dem Zuschauer nach-

1haltige Einblicke in die Kultur seines seit Jahrhunderten bedrohten Volkes. Die Harmonie zwischen Kameraführung und Musik (Nizamettin Aric) tröstet schnell über Schwächen in Dramaturgie und Schnitt hinweg. Ohne anzuklagen oder gar Mitleid zu heischen, er-

1zählt Ein Lied für Beko in eindrucksvollen Bildern von einem Volk, das ohne seine Identität verleugnen zu müssen, in Frieden zusammenleben will. CAK

Metropolis, heute, 21.15 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs; 12.,14.,15.,17.,18.,20.,21.3.