: Kohle für den Kiezclub
■ FC St. Pauli: Sanierung durch Sparmaßnahmen und Millionenspende
Sanierung durch Sparmaßnahmen und Millionenspende
Neue Finanz-Perspektiven beim FC St. Pauli. Durch dramatischen Kostenabbau, einer Spende in Millionenhöhe von Präsident Heinz Weisener und der Veräußerung der Werberechte soll der Hamburger Stadtteilverein entschuldet werden. Das sieht zumindest das gestern mittag der Presse vorgestellte Sanierungskonzept vom Vereinsschatzmeister Horst Niewiecki vor.
Die bisherigen saisonalen Aufwendungen sollen von 10,8 Millionen Mark (Saison 1992/93) auf 8 Millionen Mark heruntergeschraubt werden. Die Einnahmen sollen in der kommenden Saison von 8,8 Millionen Mark auf 9,8 Millionen steigen. Gespart werden soll vor allem bei den Personalkosten. Stehen diese Saison noch 27 Spieler beim Kiezclub in Lohn und Brot, werden es laut Sanierungskonzept künftig nur noch 20 Kicker sein. Zudem entfallen die zu Beginn dieser Saison heftig umstrittenen Auflaufprämien. Erfolgsprämien sollen eine Möglichkeit schaffen, diese Einbußen im Salär wieder wettzumachen. Die Chancen diese Maßnahmen durchzusetzten stehen scheinbar gut: Am Ende der Spielzeit laufen fast alle Kontrakte aus. Einzig Raschid Belarbi, Jens Richwien und Joachim Phillipkowski besitzen dann noch einen gültigen Vertrag. Die Verhandlungen um Weiterbeschäftigung im Hamburger Schmuddelviertel sollen demnächst aufgenommen werden. Wer dabei über die Klinge springen wird, steht indes noch nicht fest. Wie fast überall, wo mit Fußballerbeinen gehandelt wird, ist auch beim FC St. Pauli vom Ende der Spitzengehälter für durchschnittlich kickende Twens die Rede — ungeachtet den Mechanismen des freien Marktes. Wenn es nach einem Verantwortlichen des Vereins geht, reicht es nicht mehr aus, einfach nur Liebling der Gegengerade zu sein. Schlechte Karten also für Klaus Ottens und Leonardo Manzi. Dafür liegen jetzt laut Manager Jürgen Wähling die Hoffnungen auf dem Kooperationsvertrag mit Werder Bremen. Dem Papier also, das es dem FC ermöglicht, Zugriff auf Spieler der äußerst erfolgreichen Oberligamannschaft des Bundesligisten zu haben. Mehr Geld steht laut Sanierungsplan künftig den Amateuren des eigenen Vereins zur Verfügung.
So richtig große Einnahmen sollen durch den Verkauf der Werberechte in die Kassen des Zweitligisten kommen. Von einer jährlichen Summe in Millionenhöhe war die Rede. Das zusammen mit einer Spende von Präsident Heinz Weisener könnte das Unmögliche wahrmachen, sprich diesen Verein auf wirtschaftlich gesunde Füße zu stellen. Mit der Lizenz für die kommende Saison gibt es derweil keine Probleme. kader
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