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Rotlicht oder Blaulicht

■ Mühlendammbrücke: Staatsanwalt ermittelt gegen Opfer wegen Körperverletzung/ Einen Polizeikonvoi gab es nicht

Berlin. Der Hintergrund des Handgranatenwurfes auf der Mühlendammbrücke ist noch nicht vollständig geklärt. Ob der Anschlag auf den roten Daimler „ein Bandenkrieg im Rotlicht-Milieu oder politisch begründet ist, wissen wir noch nicht“, so Polizeisprecher Michael Pielsch vom Referat für organisierte Kriminalität zur taz. Das Ermittlungsspektrum der zehnköpfigen Kriminalkommission „liegt immer noch bei 360 Grad“. Ein Sexkino besitze der 37jährige Autobesitzer nicht, dem der Anschlag galt, wohl aber eine Bar in Pankow. Wegen der laufenden Zeugenvernehmung sei mit Ergebnissen indes kaum vor Anfang nächster Woche zu rechnen.

Woher das Blaulicht stammt, das Augenzeugen am Tatort auf einem wegfahrenden Auto gesehen haben wollen, steht ebenfalls noch nicht ganz fest. Wahrscheinlich aber, so der Polizeisprecher, hätten sie die Zivilpolizisten gesehen, die sich „zur Tatzeit ganz zufällig dort befanden und erste Absperrmaßnahmen durchführten“. Die in manchen Medien angestellte Spekulation, daß Polizisten den Daimler eskortiert hätten, weil sein Besitzer ein wichtiger Zeuge im Bereich der organisierten Kriminalität sei, sei „definitiv falsch“.

Weitere Erkenntnisse der Polizei: Die Handgranate sei vermutlich aus einem überholenden Wagen heraus geworfen worden und unter dem Auto explodiert. Wie Justizsprecherin Uta Fölster mitteilte, ist gegen das Opfer beim Landgericht ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung anhängig. Er stehe im Verdacht, Ende letzten Jahres in einer Gaststätte in Ostberlin einen Mann durch mehrere Schüsse verletzt zu haben. Nach der Tat sei er festgenommen worden, später aber von der Untersuchungshaft verschont worden.

Außerdem wurde der von der Polizei gesuchte Fahrer eines Autotransporters, der nach dem Attentat verschwand, inzwischen gefunden. Der Angestellte einer thüringischen Firma wird derzeit als Zeuge vernommen. usche/dpa

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