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Fahnder erschoß Religionsattaché

■ Hintergrund der Hamburger Schießerei noch im dunkeln

Hamburg (taz) – Eine mysteriöse Schießerei zwischen einem Polizisten und einem türkischen Diplomaten beschäftigt derzeit die Hamburger Polizei: In der Nacht zum Donnerstag war der türkische Religions- und Sozialattaché Ali Mangaoglu von Zivilfahndern im Drogenviertel St. Georg erschossen worden, nachdem der 41jährige Diplomat zuvor durch mehrere Schüsse einen 24jährigen Deutschen niedergestreckt hatte. Über die Hintergründe des Vorfalls tappt die Polizei nach Angaben ihres Sprechers Dankmar Lundt im dunkeln: „Die Hauptakteure sind leider tot.“

Nach Polizeiangaben hatte der Zivilfahnder um kurz vor zwei Uhr Schüsse in der Rostocker Straße gehört. Als der Polizist dort eintraf, beugte sich der türkische Diplomat über den angeschossenen Thorsten J. (24). Ali Mangaoglu habe dann seine Waffe auf den Zivilbeamten gerichtet, der „in Notwehr“ schoß und Mangaoglu getroffen habe. Der schwer verletzte Thorsten J. sei aufgesprungen und noch einige Meter gelaufen, bevor er tot zusammenbrach.

Zwei weitere Zivilfahnder beobachteten derweil, daß der türkische Diplomat erneut seine Waffe auf den Polizisten richtete. Sie gaben zwei Warnschüsse ab und konnten Mangaoglu entwaffnen. Er erlag im Krankenhaus an seiner Schußverletzung.

Die Polizei-Version ist mittlerweile auch von einem Augenzeugen bestätigt worden. Der Mann hatte beobachtet, daß Thorsten J. und Ali Mangaoglu in Streit geraten waren. Der Attaché habe dabei mehrfach auf den jungen Mann eingeschlagen und ihn getreten. Plötzlich habe er auf den Kontrahenten geschossen.

Der türkische Botschafter Onur Öymen erklärt, der Vorfall sei eigenartig. „Niemand kann ernsthaft davon ausgehen, daß ein Religionsbeauftragter völlig ohne Grund einen jungen Deutschen auf offener Straße erschießt.“ Ohne Grund wohl kaum. Noch gibt es aber auch im Polizeipräsidium nur Spekulationen. Dem Hamburger Verfassungschutz liegen seit Jahren Erkenntnisse darüber vor, daß Mitarbeiter des Konsulats in Rauschgiftgeschäfte verwickelt sind, und daß Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes MIT als getarnte Diplomaten vom Konsulat aus operieren. Öymen gestand ein, daß seine Attachés wegen angeblich „in Deutschland aktiver Terroristen“ allesamt bewaffnet seien. Peter Müller

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