■ Press-Schlag: Mehr Frühstücks- Fußballer, bitte!
Bisweilen kommen noch Nachrichten aus dem Ticker, die einen heiter stimmen. Zum Beispiel die aus Glasgow, daß dort fußballerischer Erfolg mit ausgedehntem Genuß von Kaffee und Kuchen einhergeht (davon später mehr). Hier ist stets nur eines zu hören, soweit das Ohr lauscht: Arbeit, Arbeit...
Wenn's irgendwo nicht stimmt beim Kicken, wenn den Akteuren Bälle verspringen und Flanken verfliegen, dann greift der deutsche Fußballpädagoge zum einzig ihm bekannten Mittel: Ärmel aufkrempeln, Jungs! Schaffen! Also läßt Daum verstärkt an Fehlern arbeiten und Kölns Jerat die Profis neuerdings gar mit Schienbeinschonern im Training arbeiten, beinhart. Oder: Trainingslager verlängert, Videos und Kino gestrichen! Ha, und dann wollen wir doch mal sehn!
Gar nix sehn wir, vielmehr ereilt uns die Meldung aus Brisbane, die deutschen Fußball-Junioren seien bei der WM ausgeschieden und ihr Lehrer Bonhof darob „geschockt“. Und warum? Weil, wie dpa schreibt, „kaum eine Chance herausgearbeitet“ worden war. Und was wird Bonhof zuhause anordnen? Eben, und dabei hätte man meinen können, das Beispiel der lustigen Dänen würde zum „Umdenken“ (Björn Engholm) anregen. Werden kurzerhand aus dem Urlaub zusammengetrommelt und gewinnen die Europameisterschaft, einfach so, spielend.
Das Erfolgsrezept hat sich nicht herumgesprochen, nach Stuttgart nicht, nach Venezuela auch nicht. Deren Kicker beziehen derzeit Quartier in Wandlitz (!), um Fußball zu lernen, genauer: „deutsche Zweckmäßigkeit“, wie ihr Chef das ausdrückt. Ach, er hätte nach Schottland fahren sollen. Die Glasgow Rangers, 42 Spiele ohne Niederlage in der Meisterschaft, zwei heimische Cup- und Europapokal-Wettbewerbe. Wie das? „Wir trainieren praktisch nicht mehr“, sagt Verteidiger Brown, „verbringen den Vormittag in Kaffeehäusern.“
Man muß sich vorstellen, Christoph Daum läßt morgens zum Appell antreten und bellt: „Ausrücken zum Frühstück!!“ Schöne Vorstellung, das. -thöm-
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