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Barbara Hendricks' Liederabend

Auf die Frage was ihn denn hindere, deutsches Liedgut zu singen, hat Placido Domingo einmal freimütig bekannt: seine ungenügende phonetische Beherrschung des Deutschen. Und mag man dem Sänger dies Repertoire auch aus anderen Gründen nicht zutrauen, so wiegt der genannte doch zweifellos schwer — ist beim Liedgesang, anders als bei der Oper, doch keinerlei Handlung an der Vermittlung des Inhalts beteiligt.

Der Liederabend von Barbara Hendricks in der Musikhalle, mit Liedern von Schubert und Wolf vor der Pause, von Fauré, Chausson, Gounod, und Bizet danach, ließ schon in dieser Hinsicht zu wünschen übrig. Die korrekte Färbung der Vokale etwa sollte sich erlernen lassen; es entspricht heute nicht mehr dem Standard, dem Hörer ein „O“ für ein „A“, ein „A“ für ein „E“, ein „Ü“ für „I“ vorzumachen.

Gravierender aber waren die im engeren Sinne musikalisch-technischen Mängel im Vortrag von Barbara Hendricks. Hier ist, alte Leier, vor allem das Tremolieren zu nennen. Nicht als Ausdrucksmittel setzt die Sopranistin es ein, vielmehr tritt es wie mit schicksalhafter Unentrinnbarkeit auf — als ließe sich den physikalischen Gesetzmäßigkeiten gesangstechnisch nicht entkommen. All zu aufdringlich stellt sich das Melos so als sinnlose Folge (kurzer) glatter und (langer) tremolierender Töne dar, statt als sukzessive Entfaltung von Ausdruckscharakteren. So interessant dies Tremolo in seinem eigenen Gehalt ist, wahllos artikuliert muß es jedes Bemühen um inhaltliche Gestaltung konterkarieren.

Staffan Scheja am Klavier begleitete solide aber recht lustlos und klanglich undifferenziert — zu schwungvollerem Agieren fand er erst in der Nachspielzeit.

Grenzenloser Jubel, fünf Zugaben. Jens Hagestedt

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