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Schöner Leben

■ Bleibt, wer schreibt?

SCHÖNER LEBEN

Bleibt, wer schreibt?

Ein Cafe ist ja eigentlich ein merkwürdiger Ort: summende Bienenseligkeit neben stoischen Kellnern, geifernde Espressomaschinen neben Damentorte und herrischen Zigarren. Für kurze Zeit ist man öffentlich statt privat und kann sehen, was man davon hat: haufenweise besetzte Plätze, haufenweise störende Gäste. Junge Paare reden selig, alte wenig. Um sieben abgegrabbelte Zeitschriften kämpfen sieben Einzelne und spielen lesen.

Gibt es welche, die nichts tun oder wenigstens eine, die mit versonnenem Löffel im Milchkaffee rührt, bis ihm schlecht wird? Niemand. Muße ist, wenn man sie nicht haben muß. Nachher sieht noch jemand, daß hier Zeit vorliegt! Und dann?

Dann schreibt man. Das heißt: die Frau. Es sind immer Frauen. Ganz bestimmte: die kommen schon so bestimmt rein, daß alles sich duckt. Die steuern die letzte Ecke an, damit nur ja keiner kuckt.

Die sitzen kaum, da ziehen sie ihr Tagebuch aus der Tasche und zielen damit so auf den Tisch, daß die zwei Nelken im Väschen vor Schreck ertrinken. Dann versinken auch sie in ihrer Kladde und sind verschwunden.

Manchmal schaut die Frau hoch, um in der Ferne etwas zu finden, über das sie schreiben könnte. Solange nichts kommt, knabbert sie kontemplativ am Kuli, als wär' er ein saurer Lolly. Aber wenn, dann: dann schleudert sie Sätze mit Speerspitzen auf die Seiten, bis das Papier blutet.

Und so füllt sie die Zeit: manchmal mit Inhalt, immer mit Wichtigkeit. Ich möchte nicht wissen, was sie grade über mich schreibt.

Claudia Kohlhase

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