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Spreebogen-Wettbewerb: Kohl lehnt Ergebnis ab

■ Zweites Reichstagskolloquium ohne Entscheidung/ Kohl will größeres Kanzleramt/ Kleinerer Plenarsaal für Reichstag

Berlin. Die Entscheidung über die Planungen des Regierungsviertels und die Umbauten des Reichstags werden zukünftig in Bonn – und nicht mehr in Berlin getroffen. Die Beratungen zwischen Parlamentariern des Bundestages, des Berliner Senats und den Architekten über die Wettbewerbsergebnisse zum Spreebogen und Reichstag beim „Zweiten Reichstags- Kolloquium“ endeten ohne Ergebnis. Rita Süssmuth, Präsidentin des Deutschen Bundestages, betonte jedoch, daß noch vor der Sommerpause die Beschlüsse des Ältestenrates zur Überarbeitung der Entwürfe verabschiedet werden sollten. Es werde keine „Verzögerung oder gar Unterbrechung der Planungen für den Umbau des Reichstags“ geben.

Offen blieb bei der Veranstaltung am Wochenende nicht nur, welcher Architekt den neuen Plenarsaal gestalten darf. Ebenso stellten die Begehrlichkeiten des Bonner Bundeskanzleramts den Entwurf des Regierungsviertels am Spreebogen von Axel Schultes in Frage. „Für Bundeskanzler Helmut Kohl“, erklärte Stefan Busse, Mitarbeiter im Bonner Kanzleramt, „ist es wichtig, daß beim Entwurf für das Regierungsviertel die Funktionalität und bauliche Eigenständigkeit der Verfassungsorgane gewährleistet bleiben.“ Der Entwurf von Axel Schultes betone zwar die Autonomie des Reichstags sowie des Gebäudes für den Bundesrat; die Repräsentanz des Kanzleramtes indessen lasse der Entwurf vermissen.

Der Kanzler habe bemängelt, sagte Busse weiter, daß die städtebauliche Struktur der Ost-West- Achse „zu festgeschrieben“ sei und „wenig Flexibilität“ erlaube. Außerdem sei der Kanzlerpark zu klein, und das Bürgerforum garantiere keinen „wirklichen Konnex zwischen Regierung und Öffentlichkeit“. Der Kanzler, teilte Busse mit, „fand die Vorschläge des zweiten (Miroslav Volf) sowie des vierten (Klein/Breucha) Preisträgers auch sehr gut“. Nach Meinung des Regierungschefs müsse der Entwurf Schultes' dahingehend – nämlich zur Freistellung des Kanzleramtes (d.V.) – überarbeitet werden.

Unterstützung erhielt Busse von den Bundestagsabgeordneten Peter Conradi (SPD) und Jürgen Starnick (FDP). Die Axialität des Entwurfs, kritisierte Conradi, stehe im Widerspruch zu einer „Architektur für demokratische Herrschaft“. Die „zu schmale Ost- West-Spange“, erklärte Starnick in einem Gespräch mit Journalisten, müsse verbreitert sowie die dichte städtische Block-Bebauung nördlich des Spreebogens aufgelockert werden.

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