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Uran in Berliner Mietshaus

Material lagerte im Keller/ Polnischer Staatsbürger festgenommen/ Staatsanwaltschaft: Wahrscheinlich Uranoxyd  ■ Aus Berlin Severin Weiland

Die Berliner Polizei staunte nicht schlecht, als sie am vergangenen Donnerstag ein Mietshaus im Bezirk Spandau durchsuchte: im Keller entdeckten die Fahnder fünf Kilogramm uranhaltigen Materials, verpackt in mehreren Bleibehältern. Auf die Spur des Uranschmuggels waren die Beamten durch einen Hinweis gekommen – ein 43jähriger polnischer Mieter wurde schließlich bei der Aktion wegen „unerlaubten Umganges mit Kernbrennstoffen“ festgenommen.

Was für Material bei dem spektakulären Fund sichergestellt wurde, war auch gestern noch nicht endgültig geklärt. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft beim Berliner Landgericht, Uta Fölster, sagte, nach bisherigen Messungen handele es sich „wahrscheinlich“ um Uranoxyd (U 305), einen Stoff, „dessen Gefährlichkeit nicht so sehr in der Strahlung, sondern in der Giftigkeit liegt“. Nur wenn man den Stoff einatme oder durch den Mund aufnehme, könnten Gesundheitsschäden entstehen, so Fölster. Nachdem der Keller bereits am Donnerstag dekontaminiert worden war, gab die Staatsanwaltschaft gestern Entwarnung: eine weitere Kontaminierung sei nicht festgestellt worden.

Noch am Samstag hatte der umweltpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Grüne im Berliner Abgeordnetenhaus, Hartwig Berger, die Vermutung genährt, das Material enthalte einen hohen Anteil des Isotops Uran 235, das als Brennstoff für Atomreaktoren oder zum Bau von Atombomben verwendet wird. Daß der Fund erst am späten Freitag abend der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde, begründete die Staatsanwaltschaft mit dem Hinweis, schon beim Auffinden des Materials sei klar gewesen, daß zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe. Außerdem habe man eine Panik vermeiden wollen.

Bündnis 90/Grüne-Sprecher Berger verlangte unterdessen eine „lückenlose Aufklärung“ und wertete den Fund als Hinweis darauf, daß Berlin zum zentralen Umschlagplatz der internationalen Atommafia werde. Erst im Juli vergangenen Jahres hatte die Polizei in der Hauptstadt zwei Österreicher und zwei Polen festgenommen. Die Männer sollen versucht haben, unter anderem 2,5 Kilogramm Cäsium 137 und 1,7 Kilogramm schwach angereichertes Uran zu verkaufen. Beileibe nicht der einzige Fall: im vergangenen Jahr war in Deutschland immer wieder Schmuggel mit radioaktivem Material aufgedeckt worden. Die bislang größten Schläge gelangen den deutschen Ermittlungsbehörden im Oktober und Dezember 1992: in Hessen wurde ein 17-Kilo- Behälter mit Cäsium 137 entdeckt, ein weiterer enthielt drei Kapseln mit Strontium 90. Vier Verdächtige wurden festgenommen. In Bayern wurden zwei Monate später 16 Personen festgenommen, nachdem ein Koffer mit 383 plutoniumbeschichteten Metallkörpern und ein 18-Kilo-Behälter mit Cäsium 137 sichergestellt worden waren.

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