: Gift wird verpackt
■ Rückholaktion aus Rumänien
Berlin (taz) – Seit letzten Donnerstag packen zehn Männer im Auftrag des Bundesumweltministeriums endlich den deutschen Giftmüll ein, dessen Rücknahme Minister Klaus Töpfer seinem rumänischen Amtskollegen bereits im letzten Frühsommer versprochen hatte. Innerhalb der nächsten vier bis fünf Wochen sollen die gesamten 425 Tonnen in zwei Güterzüge verladen und auf dem Weg in die Heimat sein.
Die mit Atem- und Gesichtsschutz ausgerüsteten Packer haben bis zum Wochenende bereits das kleinere Lager Dobirca (Dobring) ausgeräumt. In die Stahlgefäße hängen sie zunächst Polyethylentüten, die vor dem Einlagern der Gifte mit Bindemitteln angefüllt werden; auf diese Weise soll verhindert werden, daß platzende Behälter ausgasen. Gestern begannen die Entsorger damit, das mit 80 Tonnen größte Lager in Miercurea (Reußmarkt) auszuräumen, wo auch der Abfahrtsbahnhof liegt.
„Gut, daß wir schon einige geplatzte Fässer vorher gesichert hatten“, meint Andreas Bernstorff von Greenpeace, dessen Organisation den Müllskandal öffentlich gemacht hatte. „Inzwischen ist nämlich Tauwetter eingetreten, so daß die kaputten Behälter ausgelaufen wären.“ Die Arbeiter behandeln die gefährlichen Giftstoffe nach seiner Einschätzung korrekt.
Trockene, nicht ausgasende Stoffe sollen nach dem Rücktransport in einem hessischen Salzstock in Herfa-Neurode gelagert werden. Etwa 90 Tonnen werden das vermutlich sein. Die anderen, klar identifizierbaren Gifte werden zu chemischen Anlagen oder Verbrennungsöfen in Nordrhein- Westfalen, Bayern und Hessen transportiert. Lediglich die Materialien, deren Zusammensetzung nicht eindeutig ist, sollen zunächst nach Bitterfeld gebracht und von da aus verteilt werden.
Noch immer weigert sich Bayern, anteilige Kosten an der 3,3 Millionen Mark teuren Aktion zu übernehmen. „280.000 DM müßte Bayern bezahlen – das sind die Kosten für eine Einzimmerwohnung in München“, kommentiert Bernstorff die lächerliche Knauserei des Freistaats.
Die Umweltschutzorganisation aber sieht ihr Ziel noch nicht als erreicht an: „Wir fordern ein generelles Exportverbot für gefährliche Abfälle nach Osteuropa und in die Dritte Welt. Auch vorgebliche Recyclingprojekte für giftige Stoffe sollen darunter fallen“, so Bernstorff. aje
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen