: Schiff ahoi?!
KOMMENTAR
Schiff ahoi?!
Warum, so fragen sich nicht wenige politökonomische Beobachter, hat Martin Bangemann den Verkehr auf dem Wasser zu seinem Steckenpferd gemacht? Will er seiner FDP-Klientel mit neuen Schiffen neue Abschreibungsobjekte verschaffen? Ist er der Werftlobby verfallen? Spielt er in der Badewanne gern Schiffe versenken? Oder hat er gar den echten Durchblick?
Warum auch immer: Der Einsatz Bangemanns für den Seeverkehr ist gut und nützlich. Moderne Logistik-Konzepte, die das Schiff geschickt in die Transportkette einbauen, könnten Tausende von bereits geplanten Autobahnkilometern überflüssig machen. Wie das schon heute geht, zeigt Italien: Mit den Projekten „Via mare“ und „Aqua strada“ wird mit herkömmlichen Schiffen und herkömmlichen Transportbehältern zwischen Norditalien und Sizilien bereits erfolgreich, billig und schnell Güterverkehr der Zukunft betrieben.
Der Aufschwung Osteuropas und der Anschluß Nordeuropas an den Binnenmarkt — sie könnten güterwirtschaftlich mit Schiff und Schiene schnell, wirtschaftlich und halbwegs umweltverträglich organisiert werden, etwas, was die steinzeitlichen Autobahnprojekte Richtung Osten nie und nimmer für sich in Anspruch nehmen können.
Alles paletti? Mitnichten: Dem modernen Ordoliberalen Bangemann geht es mitnichten um ökologisch verträglichen Verkehr, sondern allein um hemmungsloses Wachstum und billiges Transportieren. Bangemann will unser aberwitziges Transportsystem vor dem Infarkt retten und verhindern, daß die bis zum Irrwitz getriebene weltweite Arbeitsteilung endlich auf ein vernünftiges Maß reduziert wird. Transport muß endlich mit seinen realen Kosten belastet werden, also drastisch teurer werden. Der Verkehr muß weltweit vermindert werden, die Produktions- und Konsumtionskreisläufe sich wieder stärker regionalisieren. Erst in diesem Zusammenhang macht eine Strategie der Verlagerung des Verkehrs aufs Wasser richtig Sinn. Schiff ahoi! Florian Marten
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen