Schritt voraus!

KOMMENTAR

Schritt voraus!

Wenn die IG Metall zum Kampf bläst, hört es sich verbal immer gewaltig an. In der Realität sind die Proteste aber eher verhalten, im Rahmen des Legalität, so daß sie den Unternehmen doch nicht allzu weh tun. So auch dieses Mal: In vielen Betrieben taten die Gewerkschaftsfunktionäre nur das Nötigste, um die Basis in der Friedenspflicht zum Streik zu mobilisieren. Bloß kein Ärger mit den Chefs, war wohl die Devise im Hinterkopf.

Und so kam es dann auch, daß sich in vielen Bereichen die MetallerInnen nur spärlich an den Warnstreiks beteiligten. Denn wäre die Basis richtig mobilisiert worden, hätten alleine in Hamburg mehr als 100000 GewerkschafterInnen auf der Straße sein müssen.

Doch in vielen Betrieben, so formulierte es ein IG-Metall-Aktivist, seien die sozialdemokratischen Betriebsfunktionäre nur aufs Klo gegangen, hätten den Schlüssen herumgedreht, so daß das „Besetzt“ erschien. Der IG Metall-Führung muß allerdings dieses Mal ein Lob ausgesprochen werden: Sie hat sich frühzeitig bemüht, den Angriff auf die Tarifautonomie — der kaltblütig im Osten gestartet wurde — abzuwehren. Denn die Gewerkschaftsführung hat offenkundig begriffen, daß es um mehr geht, als nur eine Unterschrift in Mecklenburg zu erzwingen. Nämlich darum, daß die Gewerkschaften den sozialen Herausforderungen dieser Zeit — dem Sozialabbau und der Arbeitsplatzvernichtung — nur durch gewerkschaftliche Massenmobilisierung begegnen können. Doch diese Erkenntnis muß sich erst im gesamten Apparat durchsetzen, da ist die Führung ausnahmsweise der Basis einen Schritt voraus. Kai von Appen