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Hoch das Bügeleisen!

■ Höhepunkt der Neuen Spielkultur: Setzbügeleisen-Eisschießen / Fangemeinde wächst

Ein noch junger Freizeitsport, der mit einem Bügeleisen ausgetragen wird, macht in den Eisstadien und auf Natureisbahnen im Harz immer stärker von sich reden und lockt Spielkulturforscher aus allen Teilen der Bundesrepublik an. Schon hat sich um das sogenannte Setzbügeleisen-Eisschießen eine wachsende Fangemeinde gebildet. Glanzpunkt der alljährlichen Saison ist ein Meisterschaftswettkampf, der in diesem Jahr kürzlich im Eisstadion von Altenau im Kreis Goslar über die Bühne ging.

Zum fünften Mal traten die Besten unter den Könnern mit dem Setzbügeleisen auf der spiegelglatten Kunsteisfläche gegeneinander an. „Es kommt auf die Tagesform an,“ sagt Ulrich Fuchs, geistiger Vater dieser neuen Wintersportvariante, „und darauf, wie das Eisen läuft“. Seitdem er die Spielregeln des Eisschießens 1989 aufstellte, findet der pfiffige Wintersport auf dem Eis immer mehr Anhänger. Es gilt, sagt Fuchs, mit dem „alten Pletteeisen aus Omas Küche“ über eine genau abgesteckte Distanz auf dem Eis fünf Kegel zu treffen. Bewertet wird nach Punkten. „Bricht eines der flitzenden Bügeleisen aus, wird der Wurf disqualifiziert.“ Gerade die letze Spielregel steht nach Aussagen von Kulturwissenschaftlern für „ein neues Paradigma in der Spielkultur“.

Allein bei der diesjährigen Setzbügeleisen-Olympiade, bei der neben dem Eisschießen die Kulturtechniken Bügeln und Skiwachsen zu absolvieren waren, gingen rund 100 TeilnehmerInnen um Sieg und Platz an den Start. An MeisterschaftskonkurrentInnen mangelt es dem ausrichtenden Setzbügeleisen-Team Wildemann nicht. Starter für die zumeist sechs Wettkampfdurchgänge auf den 18,5 Meter langen Eisbahnen finden sich ebenso aus dem Harz wie auch aus Schleswig-Holstein oder Bayern ein.

Konkurrenzlos gehen lediglich die Kinder an den Start. Sie spielen auf etwa 2,5 Meter langer Bahn mit Bügeleisen aus der Puppenstube. „Früh übt sich, wer ein Meister werden will,“ meint Kinderkultur-Forscher Bernd Heimann von der Universität Vechta.

Endgültiger Träger des Harzer Meisterschaftstitels im Setzbügeleisen-Eisschießen der Wettkampfsparte für erwachsene Starter wurde nach harten Ausscheidungswettkämpfen Peter Bahr aus Kiel.Das meiste aber nahmen nach einhelliger Meinung aller beobachtenden Spielkulturforscher sie selbst mit nach Hause. Bernd Heimann: „Kommendes Jahr planen wir einen begleitenden Kongreß!“

H.H.Fränkel/dpa/lna

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