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Skandalöses Schmerzensgeld

Monza (epd) – Mit Schmerzensgeld in Höhe von umgerechnet 21.000 Mark kann ein 50jähriger Italiener rechnen, weil seine gleichaltrige Ehefrau ihre „ehelichen Pflichten“ nicht mehr erfüllt. Die Frau war bei einem Verkehrsunfall so schwer verletzt worden, daß sie mehrere Wochen im Koma lag. Später erholte sie sich zwar körperlich, versank aber in Apathie. Dadurch sei ein normales Eheleben unmöglich geworden, entschied das zuständige Gericht im norditalienischen Monza. Weil der Ehemann „sexuelle Schäden“ erlitten habe, wurde ihm das Schmerzensgeld zugebilligt. An die beiden Kinder des Paares soll die Versicherung außerdem umgerechnet 19.000 Mark für den „Verlust an mütterlicher Liebe“ zahlen. Die Versicherungsgesellschaft will gegen das Urteil Berufung einlegen. Kritik an dem Gerichtsbeschluß übten italienische Feministinnen. Das Urteil von Monza setze immer noch voraus, daß Ehefrauen ihren Mann sexuell „versorgen“ müßten, sagte die Juristin Grazia Volo der römischen Zeitung Il Manifesto.

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