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"Was soll da meine Wahl?"

■ betr.: "Demokratie ohne Bürger", taz vom 13.3.93

betr.: „Demokratie ohne Bürger“ von Antje Vollmer,

taz vom 13.3.93

Ich bin auch so eine (potentielle) Nichtwählerin. Und ich will gerne darüber aufklären, warum ich jedesmal von neuem zögere, überhaupt zur Wahl zu gehen.

Über 50 Prozent der Bevölkerung, die Frauen, sind nicht wirksam in der Politik vertreten. Ich habe keine Lust, immer wieder von neuem Männern per Kreuzchen zur Macht zu verhelfen – und ein paar Alibifrauen, klar (die aber auf die fieseste Tour gekippt werden, wenn Sie zu nahe an die Schalthebel der Macht kommen, ob nun Parteivorsitz oder Außenministerium oder dergleichen). Und das soll mich nicht anwidern?

Deshalb halte ich dieses ganze Grübeln über die Nichtwähler für pure Heuchelei, denn die Politiker wissen vielfach sehr wohl, was das Volk will, ignorieren es aber hartnäckig, nicht nur was die Frauen angeht. In Antje Vollmers Artikel sind Frauen daher auch sprachlich nicht präsent (außer im letzten Abschnitt), was ich in ihrem Fall besonders gravierend finde.

Wir sind erst im Vorstadium der Demokratie, der Ernstfall ist noch gar nicht eingetreten! Natürlich ist es mir nicht egal, wer mich regiert, aber da es immer nur Männer sind, mit unwesentlichen Unterschieden, was soll da meine „Wahl“?! Die Energie für den Kampf an der Basis oder auf den höheren Etagen ist nicht jeder gegeben, und welche hat schon Lust, diese gegen den männlichen Widerstand zu verschwenden (siehe Schweiz)? Dorothee Pilgram, Heiligenroth

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