: Wut des Igels auf den Hasen
■ Oder: Wie fair eine große Zeitung gegen ihre kleine Konkurrenz spielt
Wenn in einer mittelgroßen Stadt eine Zeitung (fast) ein Monopol hat und dann eine kleine Zeitung kommt, die sich daneben einen Platz suchen möchte, dann gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten der Reaktion: Entweder die sagen wir — „Monopolzeitung“ freut sich, daß es ein wenig Konkurrenz und Pressevielfalt gibt. oder die große Zeitung müht sich nach Kräften, die kleine Konkurrenz klein zu halten. Da die kleine Zeitung davon lebt, daß sie lebendiger, oft schneller ist, eigene Themen hat, könnte ein solches Konkurrenz-Verhalten darin bestehen, genaus dies zu verhindern.
In dieser Woche passierte Verwunderliches: Da ruft eine taz-Kollegin bei der Rektorin der Karl-Lerbs-Schule an und fragt, ob sie über die baulichen Probleme der Schule ein Gespräch führen könne. Nicht zwei Stunden später sitzt die Kollegin im Zimmer der Rektorin und läßt sich vom Unterricht auf dem Flur und in zu kleinen Klassenräumen erzählen. Da klingelt das Telefon, am anderen Ende ist der Kollege Axel Schuller vom Weser-Kurier. Der weiß offenbar, daß ein Kollege von einer anderen Zeitung da ist, und erkundigt sich eindringlich, von welcher Zeitung. Schuller kennt die Probleme an der Schule, da eines seiner Kinder dort hingeht. Darf man unterstellen, daß er sich deshalb so neugierig erkundigt, welche Zeitung da „schneller“ war?
Wir erinnern uns an den Fall eines Informanten aus der Bremer ABM-Projekte-Scene, der seine „Geschichte“ der taz erzählt hatte und danach den Weser-Kurier anrief, damit der über sein Anliegen auch berichtet. Dort geriet er an Axel Schuller und mußte sich harsche Kritik in harschem Tonfall anhören. Schuller habe, so erzählte der Betroffene später etwas irritiert der taz, ihm klargemacht, daß er das nächste Mal erst zum Weser-Kurier gehen sollte, wenn er Wert darauf legte...
Warum wir sowas ganz unkollegial erzählen? Weil es zur politischen Bildung gehört über die Zustände in einer mittelgroßen Stadt wie Bremen. Bleibt vielleicht am Schluß die Frage, woher ein Ressortleiter Lokales innerhalb von zwei Stunden erfährt, daß die taz über die Schule Karl-Lerbs-Straße etwas schreiben will. Die Rektorin muß für Pressegespräche den Pressesprecher ihres Dienstherren fragen. Etwas empört erkundigte sich die taz deshalb bei ihm nach dem Vorfall: ob es sein könne, daß sein früherer Kollege vom Weser-Kurier es auf dem kurzen Wege von ihm erfahren haben könnte, daß die konkurrierende taz an dem Thema dran ist. Der reagierte sehr kurz angebunden — wahrscheinlich ein Versehen, hofft Rosi Roland
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