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Raumdurchschneider, Wortsezierer

■ Peter Downsbrough, US-Amerikaner, mit seiner Ausstellung „Bücher“ im Neuen Museum Weserburg

Neuerdings liegt ein schwarz umrissenes Rechteck quer über dem Eingangsportal des Neuen Museums Weserburg. Wer hineinwill, muß die Linien durchqueren. Am Sonntag gibt es dafür einen besonderen Anlaß: Peter Downsbroughs Ausstellung BÜCHER wird eröffnet.

Das Linienwerk am Eingang heißt TO/AND. Es ist eine „Intervention“, wie man im Künstlerjargon so sagt. Sinnig, daß es das klassische Zentrum menschlicher Intervention zum Ausgangspunkt nimmt: eine Tür.

Von da ziehen die schwarzen Linien sich per Fahrstuhl bis in den vierten Stock und zielen pro Etage in die Räume. Wer ganz nach oben gondelt, blickt um sich: Linien! — UND...? will man nur fragen, da steht es auch schon an der Wand. In schwarzen Lettern: AND. Sapperlot! Wer bitte, interveniert denn hier?

Downsbrough hätte sein Projekt gerne in deutschen Worten gestaltet. Dann stünde statt TO nun ZU am Eingang, laut Wörterbuch. Aber weil „zu“ auch geschlossen bedeutet, blieb es beim englisch-sprachigen Projekt. ZU kann schlecht an einer Museumstür stehen bedauert Peter Downsbrough zurückhaltend, dabei hätte es ihm gefallen: Ich würde auch gerne in japanisch arbeiten, aber wenn man die Zeichen zertrennt, wer weiß, was da rauskommt! Am Ende ergeben sich zwei neue Worte!

Peter Downsbrough ist nicht nur Raumdurchschneider und Flächenspalter. Er ist auch Wortzerleger: Worte sind wie Dinge, sie stehen im Raum. Oder besser: er stellt sie in den Raum seiner architektonischen Installationen — oder zwängt sie in Kunstbücher. Davon sind rund dreißig ausgestellt. Daß die Flächen in seinen seinen Büchern so klein daherkommen, stört ihn nicht.Das ist Raum, sagt der Minimalist — und darum geht es ihm. Um Raum und Strukturen, so wie sie sind. Den Strukturen Linien entgegensetzen, das ist eine komplizierte Idee. So etwas macht er nicht. Lieber verortet er Gegenstände, so wie Worte, in Räumen und verankert sie in Strukturen. IN, ON, PLACE, UND hat er in Büchern gebunden. Zum Anfassen, Blättern, Nachdenken.

Vielleicht wäre er zufrieden, wenn Gruppen sich um ein Büchlein scharen, das Wort betrachten — oder seine Einzelteile — wie ein kleines Denkmal. Übrigens: neugierig ist er schon darauf, was die Leute so reden — aber dazu stellen und mithören das habe ich noch nie gemacht sagt er und guckt etwas sparsam — ganz Minimalist. Eva Rhode

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