Das Hoch im Norden

Viel Fläche — viel neue Wirtschaftskraft, das ist die Philosophie der bremischen Wirtschaft zu Fragen der Stadtplanung. Muß das so schlicht sein? Ein Blick in die Nachbarstadt Hamburg bietet erstaunliche Erkenntnisse. Erstens zeigt sich, daß Wirtschaftswachstum nicht automatisch Flächenverbrauch voraussetzt. In den Wachstumsjahren 1977-1991 hat das erhebliche größere Hamburg jährlich gerade 30 Hektar Fläche für Gewerbe gebraucht und — Wünsche hin, Wünsche her — in den letzten Jahren sogar mit sinkender Tendenz.

Die Hamburger Wirtschaftsförderer folgern nicht schlicht, daß man eben mehr Fläche brauche. „Stärkeres Gesicht“ wollen die Hamburger darauf legen, daß „alle Erweiterungsmöglichkeiten am Betriebsstandort“ mit Nachdruck verfolgt werden, bevor neue Grundstücke gesucht werden.

Die Hamburger Wirtschaftsförderung hat analysiert, daß dem ökonomischen Wachstum ihrer Stadt besser mit einer Förderung von Handel und Dienstleistungen gedient ist. Und die brauchen innerstädtische Flächen, Büroetagen. Aus ihrem „Bericht über die Grundstücksverkäufe in den Jahren 1977 bis 1991“ folgern die Hamburger nicht, daß alle Prognosen sehr unsicher sein müssen, sondern: „Die Kriterien der Wirtschaftsförderung werden in diesem Zusammenhang überarbeitet.“ Klaus Wolschner