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Bonn will Schönefeld als Airport

■ Trotz offizieller Dementis werden anderen Standorten für den Berliner Großflughafen kaum noch Chancen eingeräumt

Berlin. Schönefeld-Süd als Standort des geplanten Großflughafens bekommt offenbar immer mehr Befürworter. Während zwar offiziell gestern verlautbart wurde, es sei noch nichts entschieden – neben Schönefeld-Süd werden mehrere Standorte in Brandenburg geprüft –, erfuhr die taz hinter den Kulissen in Bonn und Berlin übereinstimmend, daß auf fachlicher und auch politischer Ebene zunehmend Schönefeld-Süd favorisiert werde. Grund: Bis ein neuer Großflughafen in Betrieb geht, muß der vorhandene Flughafen Schönefeld ausgebaut werden. Die Investitionen amortisieren sich aber nur, wenn der Airport noch Jahrzehnte betrieben wird. Zusätzlich ist Schönefeld durch die Nähe zum Berliner Autobahnring und Gleisanschlüsse gut erreichbar.

Daß sich die Brandenburger Ampelkoalition bereits mit dem Ausbau südlich des heutigen Flughafengeländes abgefunden habe, dementierte der Fraktionschef der Brandenburger SPD, Wolfgang Birthler, gestern. Er habe nur gesagt, daß eine Fertigstellung bis zum Jahr 2000 fraglich geworden sei. „Um so wichtiger ist der mittelfristige Ausbau Schönefelds“, räumte Birthler ein. Allerdings betonte der Fraktionsvorsitzende, daß durch Berliner Äußerungen der Eindruck entstanden sei, die Berliner hätten von anderen Standorten Abschied genommen.

Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) dementierte wiederum, daß der „geplante und berechtigte Ausbau“ Schönefelds einen neuen Großflughafen nicht ersetzen könne. „Innenstadtflughäfen“ seien aus ökologischen, verkehrspolitischen und Sicherheitsgründen nicht vertretbar, der Bau eines neuen Flughafens am jetzigen Schönefelder Standort sei „planerisch falsch“.

Inzwischen ist das Bundesverkehrsministerium von bisherigen Prognosen abgerückt, nach denen im Jahr 2010 bis zu 40 Millionen Passagiere den geplanten Großflughafen nutzen würden. Ministeriumssprecher Gert-Jürgen Scholz zur taz: „Wir erwarten aufgrund neuer Studien ein Drittel weniger Reisende.“ Im Ministerium gebe es für Schönefeld „gewisse Präferenzen“. Klaus-Peter Stuckart, Abteilungsleiter der Berliner Senatsverkehrsverwaltung, wollte sich „an Spekulationen“ über den Standort nicht beteiligen. Es werde aber daran festgehalten, daß im Jahr 2004 das erste Flugzeug vom neuen „Berlin International“ starten soll.

Der Fraktionschef der Brandenburger FDP, Siegfried Lietzmann, wollte nach einem Zeitungsbericht dagegen nicht ausschließen, daß vor 2015 nicht einmal mit dem Bau eines neuen Großflughafens angefangen werden könne. Dirk Wildt

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