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Dem Palazzo Prozzo droht die Abrißbirne

■ Bundesbauministerin bietet Auswärtigem Amt Neubau an Im Senat geteilte Reaktionen/ Hassemer rückt von Plänen ab

Bonn/Berlin. Die seit Monaten andauernde Debatte um die Zukunft des Palastes der Republik scheint entschieden, nachdem sich Bundesbauministerin Schwaetzer (FDP) gestern für einen Abriß des Gebäudes am Marx-Engels-Platz ausgesprochen hat. Nach den Vorstellungen der FDP-Politikerin soll am selben Ort ein Neubau für das Ministerium von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) entstehen.

Einen entsprechenden Vorschlag will Schwaetzer am Dienstag in den gemeinsamen Ausschuß einbringen, in dem Bonn und Berlin die Hauptstadtplanung besprechen. Eine Rekonstruktion des asbestverseuchten Palastes, der seit dem Sommer 1990 geschlossen ist, lehnt das Bundesbauministerium ab. Mit der Lösung für das Auswärtige Amt will Schwaetzer zugleich das Innenministerium im Areal des ehemaligen ZK-Gebäudes unterbringen und die dafür ursprünglich vorgesehene Fläche zwischen Staatsratsgebäude und einstigem DDR-Bauministerium für ein Konferenzzentrum nutzen.

Unterschiedliche Reaktionen löste Schwaetzers Vorstoß im Senat aus. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hat sich nach den Worten seines stellvertretenden Sprechers Eduard Heußen für einen Abriß des Palastes ausgesprochen. Die Ankündigung von Frau Schwaetzer stelle jedoch „noch keine endgültige Entscheidung“ dar, versicherte Heußen. Der Senat werde sich aber dem Vorschlag der Bundesregierung „nicht verschließen“. Eine Entscheidung werde erst auf der Tagung des gemeinsamen Ausschusses fallen. Der Beschluß müsse dann noch von Senat und Bundesregierung ratifiziert werden. Heußen betonte, Diepgen trete für eine „moderne architektonische Lösung“ beim Neubau des Außenministeriums ein.

Während in der Bauverwaltung gestern zu hören war, daß im Senat „noch keine einheitliche Linie“ vorliege, ist hingegen aus dem Hause von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) Widerstand gegen die Bonner Pläne zu erwarten. Hassemers Sprecher Dolf Straub erklärte, nach den Vorstellungen des Senators solle das Außenministerium „am Rande, aber nicht auf dem Marx-Engels-Platz“ untergebracht werden. Allerdings rückte Hassemer gestern von seiner bisherigen Linie ab, das Innenministerium im Staatsratsgebäude und das Außenministerium im ZK-Gebäude unterzubringen. Statt dessen schlägt er einen Tausch vor, in dem nun Kinkel das Staatsratsgebäude erhalten soll. Nach Angabe von Straub ist das Gelände „auch für Neubauten ergänzungsfähig“. Zusammen mit dem ehemaligen Ministerium für Bauwesen stünden rund 51.000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.

Im Bonner Auswärtigen Amt kann man sich mit dem neuen Standort auf dem Gelände des Palastes der Republik offenbar anfreunden. Kinkels stellvertretender Sprecher Rainer Müller machte gegenüber der taz eine Zusage davon abhängig, daß die vom Ministerium veranschlagten 72.000 Quadratmeter Hauptnutzfläche für die rund 2.000 Beamten auch bei den Planungen zum Neubau auf dem Marx-Engels-Platz Berücksichtigung finden.

Bisher hatte Kinkel darauf beharrt, einen Neubau in Nähe des am Spreebogen vorgesehenen Kanzleramtes und Parlamentsgebäudes zu erhalten. Eine Stellungnahme von Kinkel wird am Montag auf der FDP-Präsidiums- und Vorstandssitzung in Berlin erwartet. Severin Weiland

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