piwik no script img

Handelsstreit, nicht Krieg

■ Delors diskutierte mit Bill Clinton

Washington (AFP/dpa) - Optimisten sagen Streit, Pessimisten warnen vor dem Krieg. Der Präsident der Vereinigten Staaten, Bill Clinton, ist Optimist. „Ich möchte keinen Handelskrieg mit der EG und ich glaube auch nicht, daß es dazu kommen wird“, sagte Clinton vor seinem Treffen mit EG-Kommissionspräsident Jaques Delors am Donnerstag.

Delors hingegen war auch nach dem 20-minütigen Gespräch besorgt, es könnte bald einen Handelskrieg geben. Er habe Clinton auf die negativen Konsequenzen der von den USA angedrohten Sanktionen gegen die EG hingewiesen. Der US-Präsident habe ihn zwar angehört und dann aber die Unterhaltung fortgesetzt, sagte Delors.

Im Streit um die Beteiligung der EG an öffentlichen Aufträgen in den USA hatte Washington in den vergangenen Tagen Sanktionen angekündigt. Die EG und die USA beschuldigen sich gegenseitig, die Auftragsvergabe in den Bereichen Telekommunikation, Transport und Energieversorgung zu protektionieren. Die Sanktionen sollen am Montag in Kraft gesetzt werden. Sie betreffen nach Expertenansicht zunächst europäische Waren im Wert von bis zu 50 Millionen Dollar pro Jahr.

Das amerikanisch-europäische Verhältnis ist außerdem durch US- Zölle auf Stahlimporte aus EG- Ländern getrübt. Die USA kritisieren zugleich die EG-Subventionen für die Airbus-Industrie. Die Streitpunkte belasten auch den Abschluß der Uruguay-Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT).

Der Generaldirektor des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT), der Schweizer Arthur Dunkel, hat nur „noch eine ganz kleine Hoffnung“, daß die achte Welthandelsrunde bis zum Juni abgeschlossen werden kann, „aber es wäre eine Art Wunder“. Dunkel scheidet dann aus dem Amt. Die sogenannte Uruguay- Runde, die vor sechs Jahren begonnen wurde und den Welthandel in bisher nie gekanntem Ausmaß liberalisieren soll, ist zuletzt durch den amerikanischen Regierungswechsel ins Stocken geraten. Anzeichen für ein Abgleiten in den Protektionismus sah Dunkel aber nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen