: Frühling jetzt auch in Pusdorf
■ Schulzentrum glänzte mit Riesen-Schau zu "Kulturfrühling"
Frühling jetzt auch in Pusdorf
Schulzentrum glänzte mit Riesen-Schau zum „Kulturfrühling“
500, womöglich 600 Menschen quetschten sich am Samstag in die Pusdorfer Turnhalle an der Budjadinger Straße. Was dann geschlagene vier Stunden lang die meisten Gäste auf dem unbequemen Stuhl oder sogar stehend am Platz hielt: ein pfiffiger, witziger Mix, 25 Darbietungen von blitzschnell und reibungslos wechselnden SchülerInnen-Gruppen, ganz ohne Langeweile, immer neue Neugierde auf das Nächste. Mit Scheinwerfer-Beleuchtung und Video-Live- Film des Bühnengeschehens.
Irgendwas hatte jede Nummer zu bieten, und es ging dauernd hin und her zwischen atemloser Rührung, Spannung, lautem Lachen, Angst um richtige Einsätze. Als lägen nicht 35 Jahre dazwischen: richtig schön rauchigen Rock'n'Roll, gesungen und getanzt, geschmissen. Das Publikum geht mit. Und hält den Atem an beim Jonglieren gegen die Scheinwerfer und findet den modernen Orientierungsstufen-Chor genauso schön wie die Wandervögel mit „Im Frühtau...“ Englische Texte, klar: „Won't you be my baby??“ Jaques ersetzt ein Riesen-Schlagzeug bloß mit dem Mikro in der Hand und an den Lippen. Und bei dem „Drunken Sailor“ könnten die Eltern fast mitsingen, aber schon geht es weiter. Textilkunde hat jedenfalls nicht geschlafen! Viel zu kurz zeigen sich kleine Modelle mit gewagten Hüten, lockenden Decolletes, hautengen Minis, Hutschleifen und Blumenröcken, Müllsackdesign und Cellophan- Schleiern.
Wie beim richtigen Fernseh- Ballet gibt es Disco-Tanz, auch eine Samba mit rollenden Schultern und weichen Hüften. Aber nicht nur Stimmungskanonen sind angesagt. Neun klassische Gitarren lassen mit ihrer spanischen Romanze das Publikum fast mucksmäuschenstill werden. Und richtig Mut beweist Ruby, inzwischen Ehemalige, mit ihrer nachdenklichen kleinen Szene „Und mir ist eiskalt“.
Waren Schulfeste nicht immer der Inbegriff von staubtrockenen Gedichten, Lehrer-Lieblingsmusik und Turnübungen? Am Samstag brachte die Schülerband Feuerzeuge zum Flackern, präsentierten türkische Schülerinnen eine wilden Tanz, sangen Kids schamlos witzig Werbespots nach. Wer könnte alles aufzählen! Die Lehrer können womöglich lehren, sie können offenbar chorsingen, auch Instrumente spielen. Aber lernen muß zumindest Moderator A. noch, daß es auch Schülerinnen gibt. Die bestritten nämlich schätzungsweise drei Viertel des Abends, sehr gelungen. S.P.
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