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What is Liebe?

■ "Die Woche" hat beim US-Magazin "Time" abgeschrieben

Was man schwarz auf weiß besitzt, tragen einige offensichtlich nicht nur getrost nach Hause, sondern auch in fremde Redaktionen. Genauer: in die Redaktion der Hamburger Wochenzeitung Die Woche. In der ersten Ausgabe vom 18. Februar hat das bunte Blatt, das der Zeit Konkurrenz machen will, bereits seinen ersten kleinen Skandal produziert – auf eigene Kosten. Unter der Überschrift „Was ist Liebe?“ konnten die Leser erfahren, daß intime Gefühl nichts anderes seien als eine Kette chemischer Reaktionen. Die Geschichte wider die Gefühlsduselei hat nur einen Haken: Sie ist geklaut. Denn bereits drei Tage vor Erscheinen der Woche stand sie in der Deutschland-Ausgabe des US- Nachrichtenmagazins Time. Titel dort: „What is love?“ Zufall, daß in der Time dieselben Experten zu Wort kommen? Und in der gleichen Reihenfolge? Und noch mal Zufall, daß alle der Woche die gleichen Sätze in die Feder diktierten wie zuvor dem US-Magazin? Ein Verweis auf die Time als Quelle findet sich in dem Blatt von Chefredakteur Manfred Bissinger jedenfalls nicht. Und über dem Artikel prangt ein anderer Autorenname als im englischen Original.

Auch die Passagen zwischen den Zitaten weisen, obwohl stark gekürzt, erstaunliche Ähnlichkeiten auf. Heißt es im englischen Original „peasants mated; aristocrats fell in love“, findet sich in der Woche die getreue Übersetzung: „Bauern paaren sich bloß, Aristokraten lieben sich.“ Und das ist nur ein Beispiel.

„Time“-Rechtsabteilung beschäftigt sich mit dem Fall

Auf wenig Gegenliebe stößt der Textklau in der deutschen Time- Redaktion. „Nach unserem Wissen ist der Artikel nicht an Die Woche verkauft worden,“ versichert Rhea Schönthal vom US-Magazin. Sie informierte die New Yorker Time-Zentrale über die unerlaubte Abschrift. Dort beschäftigt sich, so Schönthal, inzwischen die Rechtsabteilung mit dem Fall.

In Hamburg streitet man alles ab. Die verantwortliche Redakteurin Petra Thorbrietz: „Der Artikel ist nicht abgeschrieben.“ Möglich sei allerdings, daß die Autoren sich vom Time-Text haben „inspirieren lassen“. Immerhin räumt sie ein, „solche Übereinstimmungen“ seien „nicht wünschenswert“. Aber die erste Woche-Ausgabe sei eben vorzeitig erschienen, und da habe „alles so schnell gehen müssen“. Im Impressum der Woche heißt es drohend: „Nachdruck ohne schriftliche Einwilligung der Redaktion ist strafbar.“ Ob das nur für andere Zeitungen gilt? Dirk Steffens

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