: Musterschüler der Entwicklungsländer
■ China auf seinem zweiten langen Marsch: Wirtschaftskraft im Jahre 2025 größer als die der USA? / Keine Volkswirtschaft der Welt wächst so schnell / Wirtschaftsexperten voller Lob für as Reich der Mitte
New York (IPS/dpa/taz) – Die Volksrepublik China ist auf dem besten Wege, eine Wirtschafts-Supermacht zu werden. Während die westlichen Industriestaaten von der Rezession geplagt werden, befindet sich die chinesische Wirtschaft weiter im Aufwind. Sollte das Land seine jährliche Wachstumsrate von bis zu zehn Prozent beibehalten, glauben zumindest die UN-Experten, wird sein Bruttosozialprodukt (BSP) im Jahre 2025 sogar das der USA übertreffen. Nach dem UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) jedenfalls ist China eines der am schnellsten wachsenden Entwicklungsländer.
„China ist der Markt der Zukunft“, so formuliert es Mahbub ul Haq, Sonderberater der UNDP- Administration. Folgerichtig erwartet man in Peking für die nächsten fünf Jahre Auslandsinvestitionen in Höhe von wenigstens 25 Milliarden Dollar – mehr als insgesamt in zwölf Jahren bis 1991 nach China flossen. Während das BSP der Volksrepublik 1990 noch bei 368 Milliarden US-Dollar lag, konstatiert der jüngste UNPD-Jahresbericht, kletterte es im vergangenen Jahr auf schätzungsweise rund 435 Milliarden Dollar. An der Spitze der Industrienationen liegen derzeit die USA mit einem BSP von 5,6 Billionen Dollar (1991), gefolgt von Japan mit 3,3 und Deutschland mit 1,5 Billionen Dollar. Aber es könnte für China noch besser kommen: Die nationale Nachrichtenagentur Xinhua zitierte kürzlich Wirtschaftsexperten, die für 1992 ein Wachstum der Industrieproduktion von bis zu 20 Prozent voraussagten. Mit Lob für das Wirtschaftswunder in der Volksrepublik hatte schon die sonst sehr kritische Weltbank nicht gespart. Selbst wenn die Reformen alles andere als abgeschlossen seien, habe das Land ein „bemerkenswertes Wachstum“ zu verzeichnen. Zwischen 1978 und 1991, so die Weltbank, ist Chinas BSP um 50 Prozent schneller gewachsen als vorausgesagt, besonders im Bereich der Leichtindustrie und im Dienstleistungssektor. Dies habe auch den Konsum, der sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat, kräftig angeheizt. Doch zu hohe Wachstumsraten, warnte die Finanzinstitution allerdings, erhöhten das Risiko einer Inflation. Daß es genau jene kapitalistischen Schwierigkeiten sind, die die Entwicklung langfristig wieder in Frage stellen könnten, wird von den internationalen Wirtschaftsexperten allerdings gerne übersehen. China befindet sich in einem extremen Spannungsfeld zwischen angestrebter Stabilität und wirtschaftlichen Reformen. Letztere haben dem Land nicht nur gigantische Wachstumsraten, sondern auch steigende Geldgier, Korruption und Arbeitslosigkeit gebracht. 20 Prozent der Bevölkerung zählt selbst die Weltbank bereits zu den neuen Armen in China. Und daß solche Prozesse nicht ohne soziale Spannungen verlaufen, zeigt das Beispiel eines der großen Stahlkonzerne. Die Wuhan Eisen und Stahlwerke will die Zahl seiner 120.000 Beschäftigten um zwei Drittel verringern. Trotz massiver Proteste sei es zu „keinen gewalttätigen Angriffen, Verletzungen oder sogar Morden an Reformern“ gekommen, ließ die Geschäftsleitung erleichtert verlauten. Solche Vorfälle waren mehrfach aus staatseigenen Betrieben berichtet worden, die die „eiserne Reisschüssel“, also die absolute Arbeitsplatzsicherheit, aufgegeben hatten. es
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