: Klöckner: Vergleich verschoben
■ Heftiges Gerangel hinter den Kulissen / Gibt es ein Bremer Stahl-Leben ohne Konzern?
Ins Schleudern gekommen sind die Klöckner Werke AG mit ihrem Zeitplan zur Abwicklung des Vergleichsverfahrens: Die Gläubiger-Hauptversammlung, Zeitpunkt der Vergleichseröffnung, ist vom 6. Mai um sechs Wochen auf den 17. Juni verschoben worden. Zum angepeilten Termin konnte offensichtlich keine Einigung des Konzerns mit den beteiligten Gläubigerbanken ausgehandelt werden.
Das einzige Problem bei der Vergleichsabwicklung seien die wenigen Mitarbeiter, die riesige Aktenberge zu bewältigen hätten, so die offizielle Version der Klöckner-Zentrale in den vergangenen Wochen. Doch so sehr sich Klöckner bemüht, das Verfahren als einmütiges Ringelreihen darzustellen — hinter den Kulissen tobt es. Der vor kurzem bekannt gewordene Protest eines Schweizer Bankenkonsortiums, man sei bei der Planung praktisch außen vor geblieben, spiegelt nur einen Teil des Gerangels wider.
„Der Bremer Stahl muß sich
von Klöckner lösen“
Daß der Hauptgläubiger, die Deutsche Bank, den Vergleich durchziehen will, steht außer Frage. Doch die Frankfurter Banker haben sich bei der Ausarbeitung der Vergleichskonzeption wohl ein wenig verrechnet. Die besteht nämlich daraus, daß die „Perlen“ des Klöckner-Konzerns - die Bereiche Maschinenbau und Kunststoffe — den Vergleich absichern sollen. Was sich jetzt herausstellt, ist, daß diese Bereiche weit weniger Gewinn einfahren als erwartet — die Deutsche Bank, die sich diverse Klöckner-Töchter gesichert hat, hat womöglich auf Plastik statt auf Perlmutt gesetzt.
Wenn auch der Vergleich selbst zustande kommen wird, diese Umstände können für die Bremer Hütte fatal werden. Nach der kompletten Umstrukturierung des Werkes (inklusive der Verringerung der Arbeitsplätze auf 4.700) könnten sich die Verhältnisse in den nächsten Monaten umkehren: Der Stahlbereich wird ein Teil im Konzern sein, der die anderen Zweige mit zu stützen hat. Insider befürchten, daß auf dieser Grundlage Entscheidungen für Bremen getroffen werden könnten, die für den insgesamt um Liquidität ringenden Konzern gut sind, aber für den Teil Stahl, für Bremen also gefährlich werden können.
Gilt der neue Trend in der deutschen Industrie — weg vom schwerfälligen Großkonzern, hin zu kleineren Einheiten — auch für Klöckner? Es müssen Schritte unternommen werden, damit sich die Bremer Hütte von der Klöckner- Mutter löst — dieser Überzeugung sind Insider schon heute. skai
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