Auch wenn es Engholm schmerzt: Jansen tritt zurück

■ Sozialminister geht wegen seiner umstrittenen Zahlungen an den Barschel-Referenten Pfeiffer

Kiel/Berlin (taz) – Ein politisches Opfer besiegelt eine Freundschaft: Günther Jansen, Schleswig-Holsteins Sozialminister, der aus seiner Privatschatulle angeblich ohne Wissen seines Ministerpräsidenten Björn Engholm dem früheren Barschel- Referenten Reiner Pfeiffer 40 000 Mark zukommen ließ, ist zurückgetreten. Engholm, politisch als Kanzlerkandidat durch die Mildtätigkeit Jansens in Schwierigkeiten geraten, nahm den Rücktritt gestern abend an. Der Nachfolger ist schon nominiert: Jansens Staatssekretär Claus Möller.

Engholm, der immer betont hatte, an Jansen so lange festhalten zu wollen, bis der gestern eingesetzte Untersuchungsausschuß über das Verhalten des Sozialministers befunden hätte, bedauerte die Entscheidung: „Daß es mich schmerzt, daraus mache ich keinen Hehl“. Er würdigte Jansens „ungewöhnliche menschliche Qualitäten“.

Diese Qualitäten, so wenigstens der bisherige Kenntnisstand, verführten den Minister zu den Unterstützungszalungen an Pfeiffer, der im Auftrag des damaligen CDU-Ministerpräsidenten Barschel Engholm bespitzelt hatte. Pfeiffers Aussagen über Barschels Manöver hatten zu dessen Sturz geführt. Jansen verteidigte sich, er habe die soziale Not des Informanten Pfeiffer lindern wollen und ihm ohne Wissen Engholms aus Mitleid zwischen Ende 1988 und Anfang 1990 das Geld gegeben. Engholm sah sich jedenfalls durch Jansens Handeln „politisch beschädigt“ und menschlich enttäuscht. „Das hätte er mir nicht antun dürfen“, klagte er nach Bekanntwerden der Geldübergabe. In seiner Rücktrittserklärung bedauert Jansen, „wie sehr ich ihn durch mein Verhalten verletzt, getroffen und belastet habe und daß es nie wieder zu unserem früheren Verhältnis kommen kann.“ Engholms Replik: Seine persönliche Freundschaft sehe er nicht berührt.