: Plakativ, bunt, sauber
■ 'Die Honigkuchenkinder–, ein Kinderfilm über Asyl, ab heute im Abaton
, ein Kinderfilm über Asyl, ab heute im Abaton
Willy Brunner, der früher Sozialreportagen für das ZDF fertigte, erinnerte sich dareinst an zwei seiner schon recherchierten Themen und beschloß, sie in einem Kinderfilm neu zu verarbeitet: die Situation der Asylbewerber (leider mal wieder nur der männlichen) und die bundesrepublikanische Wohnungsnot.
Die Geschichte von diesem Die Honigkuchenkinder betitelten Experiment ist kurz erzählt: Lena (Tina Sauermann) muß mit ihrer Mutter (Annette Schmidt-Fischer) in ein Obdachlosenheim ziehen, weil sie keine Wohnung finden. In diesem Hotel „Paradies“ leben nur Asylbewerber oder Asylanten und viele Kinder. Dort lernt die blonde Lena die afrikanische Ajoke (Sashana Peyton) kennen, eine Freundschaft beginnt. Im Laufe der Geschichte kommen sie den fiesen Machenschaften des Hotelbesitzers Schmuck (Harald Schreiber) auf die Spur, der die Heimbewohner zu illegalem Gelderwerb zwingt.
Obwohl Lena als Identifikationsfigur für Kinder völlig ausreichend gewesen wäre, wählt Regisseur Brunner zusätzlich noch zwei Straßenmusikanten als Vermittler. Mal singen sie im Off, mal greifen sie ins filmische Geschehen ein. Dieses Märchen-Element empfand Brunner als notwendig, ebenso die plakativ- klischeehafte Zeichnung der Figuren: Die Mutter von Lena ist grundsätzlich doof, alle Ausländer des Heims sind grundsätzlich nett. Alle erwachsenen Deutschen sind böse, die Kinder und die Straßenmusikanten sind lieb. Die eigentliche Message kann jedes Kind verstehen: Ausländer sind gut! Dennoch wird die Absicht, Kindern Armut näher zu bringen und sie vor rassistischem Gedankgut durch Aufklärung zu bewahren, durch den Film wahrscheinlich erreicht.
Wichtig war Brunner eine „gesellschaftspolitische Reportage“ für Kinder, denn „wenn Kinder schon in Asylbewerberheime Flaschen werfen, soll man auch Kinder in den Obdachlosenheimen zeigen.“ Ob er da nicht die Zielgruppen verwechselt? Greta Eck
Noch bis 31.3., 16 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen