Aus Kohle und Salz

■ Ricardo Steins „Persisches Kreuz“ im Dom

Im St.Petri Dom liegt — bis Ende der Woche noch — eine groß Installation im Nordschiff, ihr poetischer und bedeutungsschwerer Name: „Das Persische Kreuz“. Der in Freiburg geborene, in Paris lebende Künstler Ricardo Stein hat dort aus gemeinen Kohle-Briketts ein gleichschenkliges Kreuz aufgestapelt, dessen vier freie Ecken mit grobem Salz sorgfältig ausgefüllt sind.

Dies sei kein Kunstwerk, dem man sich einfach meditierend überlassen könne, sagt Peter Friese (Museum Weserburg) bei einer Führung. Man müsse sich Gedanken machen, um es zu würdigen. Zum Beispiel liege hier schwarz bei weiß, ein Gegensatzpaar wie Tod und Leben, Haß und Liebe, Stillstand und Bewegung. Stein habe berühmte Vorbilder, Malewitsch, der in den 20er Jahrenseine konstruktivistischen schwarzen Kreuze gemalt habe, oder, ganz anders, Duchamp, der einen Gebrauchsgegenstand wie ein Klo zum Kunstwerk erklärte. Das Kreuz selbst habe eine jahrtausendealte Tradition nicht nur im abendländischen Raum — darauf spiele „Persisches Kreuz“ an.

Wer einmal Briketts in den 5.Stock geschleppt hat, der möchte vielleicht gerne schwarze Trittspuren auf dem rein-weißen Salz hinterlassen. Aber so weit soll die nicht-meditative Würdigung des Persischen Kreuzes sicher nicht gehen?! CoK