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Bad im Dampfspaß

■ Max Goldt gab alte und neue Satiren im Schauspielhaus

gab alte und neue Satiren im Schauspielhaus

Lesungen von Max Goldt sind immer sehr spannend. Man fragt sich, was wird der nette junge Mann diesmal anhaben: etwa ein kariertes Flanellhemd und eine sahara-beige Stoffhose, die an den Knien schon arg beutelt? Ja, meistens hat man mit dieser Prognose recht. Doch die vielen lieben Menschen, die gerne Max Goldt sitzend bewundern – wobei hier vielleicht darauf hingewiesen werden muß, daß sich das Partizip „sitzend“ in diesem Satz sowohl auf Max Goldt als auch auf das Publikum bezieht. Manchmal weiß man das ja nicht so genau, ob das Publikum diesmal vielleicht doch eher gestanden hat, vor Begeisterung oder einfach nur so, um mal was anderes zu tun.

Max Goldt jedenfalls saß im Schauspielhaus auf einer Bühne, die noch nicht mal für ihn umgebaut worden war, er mußte in einem gräßlichen Schlafzimmer in rosa- bleu sitzen. Nun läßt es sich darüber streiten, ob dies zu einer sahara-farbenen Hose und einem weiß-blau karierten Hemd paßt, doch dies gehört nicht hierher. Während Max Goldt dort saß, las er aus seinen Werken vor.

Er bemüht sich immer, deutlich zu sprechen, was ihm auch diesmal gelang. Die vielen netten jungen Menschen, die gekommen waren, benahmen sich gut, sie lachten ganz herzlich über seine Kolumnen aus der Satirezeitschrift Titanic und kicherten über seine Späße, die schon in seinen Büchern stehen.

Doch man will dem beliebten Kolumnisten und Satiriker ja nicht übel, deshalb muß man auch sagen, daß er neue Produkte aus seiner Gedankenfabrik preisgegeben hat. Besonders lustig war sein Vortrag, den er für den „Ersten Berliner Weltdampfkongress“ geschrieben hat. Wir – das nette Publikum – erfuhren etwas über die „vier Leibnitzschen Dampfgesetze“ und ließen uns den „Unterschied zwischen Dichtdampf und Dünndampf“ erklären. Doch bei den „dampfverwandten Erscheinungen“ gähnte schon mein Nachbar zur rechten, der ein ehemaliger Kollege von mir ist. Das lag aber bestimmt nur daran, daß es schon so spät war. Greta Goldt

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