Einmal Big Boß sein!

KOMMENTAR

Einmal Big Boß sein!

Henning Voscherau und Günter Elste haben einen gemeinsamen Traum: Einmal noch nicht nur Big Boß spielen, sondern auch Big Boß sein! Anerkennung und Kohle wie die Großen der Wirtschaft — wäre das nicht nur gerecht?! Nicht schlappe 300000 Mark, kaum mehr als ein Durchschnittskicker vom HSV, sondern 3 Millionen Mark pro Jahr — das wäre fein! Und auf der Visitenkarte nicht bloß die müden Titel Erster Bürgermeister oder Fraktionsvorsitzender, sondern „Vorstandsvorsitzender“ eines Weltkonzerns! Das wärs!

Wenn der verzweifelte Volkswagenkonzern schon 50 Millionen Mark locker macht, um General Motors einen Top-Sanierer abzuwerben, wie müßte Hamburg wohl Günter Elste bedenken, der doch so ganz nebenbei herausgefunden hat, wie das „Unternehmen Hamburg“ zu sanieren wäre?!

Voscherau und Elste haben Vorbilder: Ex-Stadtchef Klaus von Dohnanyi erfand den Begriff „Unternehmen Hamburg“, war und ist ja sogar echter Manager! Nicht zu vergessen das süddeutsche Cleverle Späth, das in Thüringen für den echten Durchblick einer Edelglasschmiede werkelt und als Politiker bewies, wie einfach Sparen geht, wenn nur die Industrie Flugkosten und Ministerpräsidentenkuren übernimmt.

Doch, wie das mit Vorbildern so ist: Schwätzerle Späth mit seinen unbestreitbaren kommunikativen Fähigkeiten und der vorzeigbare spätberufene Talkshow- Freund von Dohnanyi waren als Unternehmer bislang zwar nur bescheiden erfolgreich, werden von den Personalchefs der deutschen Großindustrie jedoch um ein bis zwei Klassen höher eingestuft, als die Big-Boß-Möchtegerne Voscherau und Elste.

Ein führender Hamburger Unternehmer brachte es kürzlich in kleinem Kreis auf den Punkt — man plauderte gerade über Voscheraus Selbstbild als Chef eines 17-Milliarden-Umsatz-Unternehmens: „Voscherau kann sich ja mal bei einem 17-Milliarden-Unternehmen bewerben...“ Florian Marten

Siehe auch Artikel Seite 22