: Hamburg will Hafenstraßenhäuser abreißen
■ Bevor das bürgernahe Baukonzept der Hafenstraße zu populär wird, will der Hamburger Senat im Hau-Ruck-Verfahren das Projekt Hafenstraße beenden.
Berlin (taz) – Die Erklärung der Baugruppe Hafenstraße, in den Häuserlücken rund um die umstrittenen Gebäude stadtteilgerecht bauen zu wollen, hat im Hamburger Senat hektische Betriebsamkeit ausgelöst: Schnurstracks wurde der seit sechs Jahren in der Schublade schlummernde Bebauungsplan 35 auf die Tagesordnung der morgigen Senatssitzung gehievt. Zudem soll beschlossen werden, daß die stadteigene Hafenrand GmbH, Besitzer der Häuser, 200 Sozialwohnungen erstellen darf. Zu befürchten steht, daß diese Entscheidungen im Hau- Ruck-Verfahren am Mittwoch an die Bürgerschaft weitergeleitet werden soll. Was bedeutet: Die umstrittenen Häuser sollen weg. Städtebau-Senatorin Traute Müller, berühmt für ihre theoretischen Erörterungen über Runde Tische, Dialoge und selbstbestimmtes Bauen, verkündete im Hamburger Abendblatt: „Regierungsfraktion und Senat haben beschlossen: Das Projekt Hafenstraße wird beendet.“ Das heißt, daß sich der Senat vorab mit dem Landgericht abgesprochen hat. Dieses muß vor dem Abriß letztinstanzlich die Kündigung der Mietverträge als rechtens erklären – ein „begleitendes Firlefanz der Politik“ (Baugruppe Hafenstraße).
Tatsächlich hat der Senat Angst, daß das bedürfnisorientierte Baukonzept der Hausbesetzer zu viele Fans finden könnte. Schon jetzt erhält die Baugruppe Verstärkung durch den „Hafenrandverein für selbstbestimmtes Wohnen“, von Stadtteilinis, Schulen, Kirchen und Einzelpersonen. Fachlich wird das Projekt konkretisiert von Professoren dreier verschiedener Hamburger Hochschulen. Ein Schulterschluß, der nicht mehr mit dem Stichwort „Chaotenhaufen“ vom Tisch gewischt werden kann. Mit einem offenen Brief an den Senat protestiert die Baugruppe heute gegen die Pläne der Politiker. Alle, die die Pläne der Baugruppe Hafenstraße unterstützen, sollen dies heute noch mit ihrer Unterschrift erklären; aus Zeitgründen telefonisch unter der Nummer 040/313521 oder per Fax unter: 040–312813 (Anne Reiche). Michaela Schießl
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