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Flußlandschaft von unten

■ Mario Reis in der Kunsthalle Bremerhaven / Briefwechsel mit der Seine

Er nimmt unbehandelte Baumwolltücher, spannt sie auf Keilrahmen und hängt sie waggerecht in die verschiedensten Gewässer. Auf der Rückseite werden Erden, Schwebeteilchen, Sande und Algen aufgeschwemmt. Wieder herausgenommen, werden sie getrocknet und fixiert. „Naturaquarelle“ nennt Mario Reis die ornamentalen Strukturen, die jetzt in der Kunsthalle Bremerhaven studiert werden können. Reis hat das Verfahren schon vor 15 Jahren angewendet. Jetzt hat er seine Tücher in Flüsse und Bäche der ehemaligen DDR gehängt. Die Collage zeigt die Flußlandschaft von unten und von innen. Werra, Spree, Nesse, Neiße, Uecker, weiße Elster, von schmutzig-braun bis ganz schwarz sieht alles so düster aus, wie wir es immer schon erwartet haben. Gut für eine Pointe ist auch Mario Reis „Briefwechsel“ mit der französischen Post. „An die Seine“ (und die sie kreuzenden Brücken und Plätze) hatte er 37 Briefe adressiert, die der Postbote dem Fluß nicht anvertrauen wollte und deshalb mit dem Stempel „Empfänger unbekannt“ zurückgehen ließ.

Blaß bleiben dagegen die „inneren Landschaften“, eine zweite Werkgruppe: Flachreliefs, die auf gekräuseltem, verleimten Papier verschiedene Erden (zum Beispiel aus dem Yellowstone National Park) versammeln. Die abstrakten, flecken- und nebelhaften, grauen und giftgrünen Landschaften sprechen von Oxidation und Vergänglichkeit, aber sie erzählen nichts Neues, und ihr Arrangement gerät an die Grenze des geschmäcklerischen Kitsches. Hans Happel

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