Dänemarks Fischer streiken

■ Seit gestern liegen die Fang-Kutter in den Häfen fest. Auch die Fischtransporte zu Land sollen blockiert werden

Kopenhagen (taz) – Gestern Schlag 12 Uhr war es soweit. 8.000 Fischer haben den Streik begonnen, den sie am Freitag beschlossen hatten. Die etwa 3.000 Fischtrawler Dänemarks sind in die Häfen zurückgekehrt, die Fischfabriken und -märkte bekommen keine frische Ware mehr, und die Fischer versuchen darüber hinaus, mit Blockaden auch alle Landtransporte von gefrorenem Fisch zu stoppen.

Das bedeutet, daß spätestens morgen der DänInnen bevorzugtes Lebensmittel aus den Supermärkten verschwunden sein dürfte. Bereits am Montag schickten einige Fischverarbeiter die Nachmittagsschicht mangels Rohware nach Hause. In wenigen Tagen dürfte die gesamte fischverarbeitende Industrie mit etwa 30.000 Beschäftigten vom Streik betroffen sein.

Der Protest zielt Richtung Brüssel. Die von der EG Dänemark zugeteilten Fischquoten werden als zu gering angesehen, um davon leben zu können. Am Dienstag hatte Fischereiminister Björn West ein Programm vorgelegt, wie sich die sozialdemokratisch geführte Regierung die weitere Zukunft der Fischereiwirtschaft vorstellt. „Ungenügend“ und „langfristig das Todesurteil“ für weite Teile der dänischen Fischerei, lautete die einhellige Reaktion der Berufsverbände.

Die Fischer in Dänemark haben seit einiger Zeit nicht nur mit den billiger produzierenden Fischverarbeitern innerhalb der EG zu tun, sondern mit neuen Konkurrenten: Osteuropäische, vor allem polnische Fischer haben die dänischen Fischfabriken als einträgliche Anlandungsplätze entdeckt. Sie liefern billiger und drücken damit die Preise auf für die dänischen Berufskollegen nicht mehr kalkulierbares Niveau. In der vergangenen Woche hatten Fischerboote der Insel Bornholm daher bereits mehrere Tage versucht, die Kais der Insel vor dem Anlegen polnischer Fischerboote zu blockieren. Der Appell der dänischen Fischer an die Solidarität der skandinavischen und EG-Fischereiflotten zielt in die gleiche Richtung: von Norwegen bis Griechenland wird derzeit über die Konkurrenz aus dem Osten geklagt.

Heute wollen die Streikenden mit Fischereiminister West zusammentreffen. Die Hauptforderung ist klar: Dänemark solle die Zeit seines EG-Vorsitzes nutzen und in Brüssel ganz schleunigst höhere Fischereiquoten aushandeln. Der Fischbestand in Nord- und Ostsee – meinen sie im Gegensatz zu vielen warnenden Stimmen von ExpertInnen – vertrage durchaus eine höhere Fangquote. Außerdem solle die EG endlich das Problem der billigen Ostkonkurrenz angehen. Reinhard Wolff