piwik no script img

Polizei ist unschuldig

■ Diskriminierende Angabe für Türkin stammt aus Kfz-Zulassungsstelle

Berlin. Die in Bußgeldbescheiden an eine türkische Kfz-Halterin als Geburtsort angegebene Bezeichnung „Doenertown“ hat nicht die Polizei zu verantworten. Nach bisherigen Untersuchungen stammt diese diskriminierende Angabe von zwei Mitarbeitern der Kfz-Zulassungsstelle. Gegen beide wurden „disziplinarische Vorermittlungen eingeleitet“, teilte die Innenverwaltung gestern mit.

Die Behörde reagierte damit auf Vorwürfe der Berliner Zeitung vom selben Tag, nach denen ihr schriftliche Beweise für ausländerfeindliche Mitarbeiter in den Reihen der Polizei vorlägen. In Bußgeldbescheiden an eine türkische Familie in Reinickendorf war als Geburtsort nicht Istanbul, sondern „Doenertown“ angegeben worden.

Von der Bußgeldstelle würden anhand des Kfz-Kennzeichens die Adresse, der Geburtstag und der Geburtsort des Fahrzeughalters „per automatischem Datenabgleich“ aus der EDV der Zulassungsstelle eingeholt und gleichzeitig automatisch der Bescheid gedruckt. Der Begriff „Doenertown“ sei also nicht beim Ausstellen des Bußgeldbescheides eingesetzt worden, sondern bei der Eingabe durch die beiden Mitarbeiter im Zulassungsamt, hieß es zur Erklärung.

Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) hat von der zuständigen Personalstelle „strenge Disziplinarmaßnahmen“ gefordert. Er dulde „keine solche Geschmacklosigkeit“, erklärte er in der Mitteilung. Alle Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung seien zu korrektem und einwandfreiem Verhalten gegenüber den Bürgern – „auch und gerade gegenüber unseren ausländischen Mitbürgern“ – verpflichtet. Zugleich betonte Heckelmann, „daß diese bedauernswerte Ausnahme keineswegs der Regel widerspricht, daß wir Berliner ausländerfreundlich sind“.

Die Betroffenen hatten bislang von einer Strafanzeige wegen Beleidigung abgesehen, wollen nun jedoch einen Rechtsanwalt einschalten. „Wir lassen uns das nicht länger bieten“, begründete Haryiye B., die seit 18 Jahren in Berlin lebt, ihren Schritt.

Der Bund der Einwanderer aus der Türkei in Berlin-Brandenburg hatte gestern mit Empörung auf den Bericht reagiert und eine schnelle Aufklärung des Falles gefordert. ADN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen