piwik no script img

Holzkrawatten im Discolook

■ Erfinderfernsehen für VOX in Bremen produziert / „Erfinder sind keine Spinner!“ / Eier-Fingernagelguillotine

„Erfinder sind keine Spinner, bitte schreiben Sie das!“ sagt der Erfinder des Spannsystems für Tennisschläger-Saiten. Der Nachdruck, mit dem er spricht, überrascht. Denn eigentlich ist Karl Ahrens ein zurückhaltender Mann. So einer, der zuhört und dabei auf Details achtet. Auf erschlaffte Tennisschläger-Saiten zum Beispiel.

Ahrens ist mit seinem Erfinder-Kollegen Gerke nach Bremen gereist, um beim VOX-Magazin „Heureka“ aufzutreten. Aber Gerke ist ein ganz anderer Erfinder-Typ. Viel eitler, das kann man ihm schon ansehen: Er ist eine propere Erscheinung. Was man von einem Krawatten- Erfinder auch erwarten darf. Und eben das ist Heinrich Gerke. Genauer gesagt: Holzkrawatten-Erfinder. „Sehen Sie, hier ist die Disco-Version“, dreht er seine akkurate, blankpolierte Holz-Messing-Kravatte für den seriösen Alltag mit einem Handgriff um. Die Rückseite glänzt in tiefem Schwarz mit schrillen Farben drauf, und grünlich-weißen Mustern: „Die fluoreszieren im Dunkeln!“

Erfinder haben es nicht leicht: „Der klassische Typ tüftelt außerhalb seines beruflichen Arbeitsfeldes“, weiß der Wissenschaftsjournalist Horst Biber, der die Sendung moderiert. „So ein Erfinder will mal reich und glücklich werden“. Das ist gar nicht einfach, denn die Konkurrenz ist groß, und die Patent-Kosten sind hoch. Bis zu 5.000 Mark können die Anmeldegebühren nur für Deutschland ausmachen. Und wenn niemand die Erfindung produzieren will — Pech.

In der Hoffnung auf Vermarktung liegt der Reiz eines Fernsehauftritts für Erfinder — vielleicht interessiert sich jemand für die Idee. Die fertigen Produkte sollen auf den Markt. Vorhaben in Planung dagegen scheuen das Rampenlicht: Ideenklau wird in der ErfinderInnenzunft gefürchtet. Trotzdem haben sich im Raum Hannover ErfinderInnen zu einer Ideen- Gemeinschaft zusammengeschlossen. Das stärkt die Lust: „Da sitzen wir und reden über Sachen, die es noch nicht gibt!“ lachen Gerke und Ahrens.

Humor gehört zum Geschäft und befördert die Ideen. Das Schmunzelprojekt „Der Eierköpfer unter Palmen“ zum Beispiel ist so ein Projekt: für hartgesottene Eier only-weil die weichen Flecken geben. Der simple Mechanismus besticht: Das Ei wird unter's Gummi gespannt, und schon schnappt die Mausefalle zu. Aber Achtung: „Wenn Sie nicht aufpassen, dann sind die Fingernägel ab!“ stellt der Moderator fest. Der Erfinder lacht lässig: „Dann haben wir schon die nächste Erfindung, den Fingernagelschneider!“ ede

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen