: „Die Bayern sind auch nicht blöd“
■ Interview mit Dragoslav Stepanovic, Frankfurter Ex-Trainer
Warum sind sie zurückgetreten?
Stepanovic: Ausschlaggebend war nicht die Niederlage gegen Leverkusen. Ich hätte auch aufgehört, wenn wir ins Endspiel gekommen wären. Ich hatte das Gefühl, hier in Frankfurt nichts mehr bewegen zu können. Jeder hätte sich gefragt, was will der hier noch? Es war die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Die Mannschaft braucht neue Motivation. Gegen Leverkusen hat ihr ein Quentchen Glück gefehlt. Sie hat aber gezeigt, welche Substanz in ihr steckt. Einen UEFA-Cup-Platz müßte sie schaffen. Selbst für die Meisterschaft ist sie noch nicht völlig abgeschrieben.
Aber die wichtigen Spiele haben Sie verloren: In Rostock, Istanbul, München, Dortmund und jetzt gegen Leverkusen. Woran sind Sie letztlich gescheitert?
Gescheitert bin ich überhaupt nicht. Fußball ist ein Tagesgeschäft von heute auf morgen. Wenn wir in München und Dortmund gewonnen hätten, wären gar keine Diskussionen über mich aufgekommen. In diesem Beruf sind drei Niederlagen eben ein Anlaß zu Überlegungen, ob ein Trainer gehen muß oder nicht. Ich bin auch einem Rausschmiß nicht zuvorgekommen. Ich weiß, wann ich zu gehen habe.
Fühlen Sie sich jetzt als Verlierer?
Nein, warum? Von meinem Temperament und meiner Willenskraft her überhaupt nicht. Ich habe als Newcomer in der Bundesliga gute Arbeit geleistet, glaube an mich selbst und daran, ein gutes Auge für Spieler und Fußballspiele zu haben. Ich bin überzeugt von meinem Können und sicher, auch woanders Erfolg zu haben. Ich bin kein Verlierertyp.
Werden Sie nach ihren Frankfurter Erfahrungen etwas an Ihrem Arbeitsstil ändern?
Ich werde mich und meine Arbeitsweise nicht ändern. Ich will immer gewinnen und für schönen, offensiven Fußball sorgen.
Welche Fehler haben Sie sich in Frankfurt vorzuwerfen?
Fachlich eigentlich keine. Vielleicht hätte ich mehr darauf bestehen sollen, daß Spitzenspieler geholt werden. Für eine Spitzenmannschaft braucht man auch mehr Spitzenspieler. Die Bayern sind auch nicht blöd und kaufen jede Saison die besten Spieler vom Markt. Der Weggang von Andy Möller hat uns schon geschwächt.
Man unterstellt Ihnen, Spieler aus Frankfurt nach Leverkusen mitzuziehen...
Völliger Unsinn. Die Spieler entscheiden selbst, wo sie spielen wollen. Ich bin natürlich stolz, wenn ich als Trainer solch großes Ansehen genieße, daß Spieler mit mir arbeiten wollen. dpa
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