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Pezke und Dezke in »Einfach gut«

1von Detlef Diederichsen

å(Ein Eisenbahnabteil. Pezke und Dezke sitzen sich gegenüber und lesen Comics. Dezke kann sich jedoch auf seine Lektüre nicht konzentrieren, weil Pezke immer wieder leise loslacht und murmelt: „Das ist ja soo klasse!“ u.ä.)

Dezke: Also gut, Pezke: Was ist nun so verdammt klasse?

Pezke: Joe Sacco ist einfach großartig!

Dezke: (beugt sich zu Pezke hinüber, wirft einen Blick in Pezkes Comic) Und was ist so großartig an ihm?

Pezke: (überlegt kurz) Seine Geschichten sind so einfach!

Dezke: Einfach!

Pezke: Ja, sie sind so wunderbar einfach!

Dezke: Sonst nichts?

Pezke: Sonst nichts.

Dezke: Also sind Modern Talking auch großartig.

Pezke: Hä?

Dezke: Ist doch logisch. Wenn du sagst, du findest Sacco gut, weil seine Geschichten so einfach sind, sonst nichts, heißt das, daß du alles gut findest, was einfach ist.

Pezke: Wieso das denn?

Dezke: Ist so. Wenn das einzige Qualitätsmerkmal von Saccos Geschichten ist, daß sie einfach sind, reicht die Einfachheit einer Geschichte folglich aus, um sie großartig zu machen.

Pezke: Nein.

Dezke: Doch.

Pezke: Nein!

Dezke: Do-hoch!

Pezke: Nein! Denn es gibt natürlich gut-einfach und schlecht-einfach.

Dezke: Dann hast du mir meine Frage nicht beantwortet. Ich wollte nicht von dir wissen, wie Saccos Geschichten beschaffen sind, sondern warum sie gut sind.

Pezke: Weil sie..., weil sie... Weil sie so wunderbar einfach sind!

Dezke: (stöhnt)

Pezke: (grinst triumphierend)

Dezke: Pezke, mein Lieber, kannst du nun nicht logisch denken oder verstehst du kein Deutsch?

Pezke: Ich kann logisch denken, aber Kunst funktioniert nun mal nicht nach den Gesetzen der Logik.

Dezke: Ich rede auch nicht von Kunst, sondern von Sprache. Denn offensichtlich bist du ja unfähig zu kommunizieren.

Pezke: (verzweifelt) Wieso willst du denn bloß nicht akzeptieren, daß Saccos Geschichten gut sind, weil sie einfach sind! Das ist mal wieder typisch männlich. Frauen würden mich sofort akzeptieren.

Dezke: Alter Frauenfeind. Glaubst also, daß sich Frauen von deinem sinnlosen Gewäsch beeindrucken lassen.

Pezke: (lacht) Also einen Frauenfeind hat mich noch niemand genannt.

Dezke: Du bist nicht nur ein Frauenfeind, sondern auch noch denkfaul! Du willst nur nicht nachdenken, warum du Sacco gut findest, und glaubst, ein schlichtes, sinnloses Wort zur rechten Zeit würde mich glauben machen, du seiest im Besitz irgendeiner höheren Wahrheit.

Pezke: Okay, okay. Akzeptiert. Du hast recht, und ich habe meine Ruhe.

Dezke: Denkfaul!

Pezke: (schweigt)

Dezke: Modern-Talking-Fan!

Pezke: (grinst Dezke breit an und schweigt)

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