Gegen Kriegsdienst

■ Rekrutenzüge in Berlin blockiert

Berlin (epd/taz) – Mit einer Gleisblockade haben etwa 100 Kriegsdienstgegner gestern auf dem Bahnhof Berlin-Lichtenberg die Abfahrt von mehreren Personenzügen über eine halbe Stunde verzögert. Mit den Zügen wurden auch neue Rekruten zu Bundeswehrstandorten gefahren. Mindestens fünf der 1.000 aus Berlin einberufenen Wehrpflichtigen hätten die Züge wieder verlassen, sagte der Sprecher der Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär Christian Herz. Die Aktion sei daher ein großer Erfolg.

Wehrpflicht sei keine demokratische Errungenschaft, sondern ein Verbrechen an der Freiheit und der Menschenwürde, erklärte Herz. Sie sei ein Relikt der Vergangenheit. Er hoffe jedoch, daß das „Instrument des Zwangssoldaten“ bis zur Jahrtausendwende abgeschafft werde. Mehrere Mitarbeiter der Kampagne seien mit den Zügen unterwegs, um die Rekruten in letzter Minute auf die Möglichkeit der Verweigerung des Wehrdienstes hinzuweisen, sagte Herz.

Beamte des Bundesgrenzschutzes lösten die Gleisblockade mit massiver Gewalt auf. Nachdem die Demonstranten in einen U-Bahn- Schacht abgedrängt worden waren, sei es auch zu brutalen Übergriffen des Bundesgrenzschutzes gekommen, berichtete Herz. „Aggressive Beamte“ hätten ohne Grund zugeschlagen. Die Aktionen der Kampagne seien jedoch für ihre Gewaltfreiheit bekannt. Insgesamt seien von 40 Demonstranten die Personalien aufgenommen worden.