: Night-Life auf dem Campus
■ Erstsemsterparties: Ein Terminplan ohne Anspruch auf Vollständigkeit
: Ein Termineplan ohne Anspruch auf Vollständigkeit
Ein graues Sweatshirt guckt hinter der massigen Stereoanlage hervor. Darüber ein bärtiges Gesicht mit Nickelbrille. Die nahezu kultisch anmutende Handlung des Plattenauflegens wird nur ab und an durch einen herzhaften, aber dennoch hastigen Schluck aus der Flens-Flasche unterbrochen.
Für Heinz, so heißt die Person, ist einer der Höhepunkte im universitären Saisonbetrieb erreicht. Für einen Abend wurde ihm, wie in den Vorjahren auch, die Verantwortung für die musikalische Beschallung des Pferdestalls übertragen. Gedränge herrscht in den schmalen Gängen des roten Backsteingebäudes am Allende-Platz unmittelbar neben dem Abaton-Kino, dem Domizil des Fachbereichs 05 also, den Philosophen und Sozialwissenschaftlern.
Eine Chance für das Uni-Frischfleisch, die ErstsemesterInnen, neben der jährlich gleichbleibenden Musik von Heinz (zumeist 80er-Jahre-Indie-Zeugs) ihr neues, durch Immatrikulation erwähltes Umfeld auf andere Art und Weise zu bewundern. Eine geschlagene Woche wurden sie nun in die wundersame Welt des akademischen Lebens eingeführt — i.e. vollgepfropft mit Uni-Bluff, studentischer Selbstverwaltung, Scheinproblemen, Überlebensstrategien undsoweiterundsoweiter. Den Banknachbarn, die Nachbarin gerade einmal wahrgenommen, bietet sich nun die Chance, auch auf anderen Böden als der schnöden akademischen Theorie Studierendenleben kennenzulernen.
Mithin Begegnungen, die wichtiger als der erste Schein sind. An heutigen Massenuniversitäten, an Orten also, an denen in normalen Seminaren 80 bis 100 Menschen zu-
1sammengepfercht werden, bietet das Zusammentreffen der universitären Greenhorns die Chance, es ein wenig menscheln zu lassen, einen gewissen Grundstock an Leuten zumindest namentlich kennenzulernen. Also Kontakte zu knüpfen, die sich im späteren Uni-Leben nicht nur im fachlichen Bereich angenehm auswirken. Doch, welche Enttäuschung, nicht jeder Fachbereich feiert eine Fete. Während die SozialwissenschaftlerInnen auf ihren Festen die frühen 80er Jahre wiederaufleben lassen, sich die ErziehungswissenschaftlerInnen darin überbieten, das Birkenstockkli-
1schee, das dieser Gattung Mensch nun einmal anhängt, auf ihren Feierlichkeiten zu untermauern, begnügen sich etwa die HistorikerInnen schlicht damit, ihre Neuzugänge in eine Kneipe zu bitten. Gänzliche Fehlanzeige bei den SportlerInnen und kleineren Fachschaften, etwa den EthnologInnen. Das Freizeitangebot in einer Stadt wie Hamburg ist offenbar zu groß, die studentische Klientel schlicht ein bißchen partymüde.
Trotzdem haben wir nach mühevollster Recherche immerhin eine Handvoll Termine ergattert: Die Historiker-Kneipen-Fete startet am
1Mittwoch (7. 4.) im Arkadasch (vis- à-vis Abaton), am Donnerstag (8. 4.) feiern die Sozialwissenschaftler im Pferdestall und die Pädagogen im Foyer des PI. Am drauffolgenden Mittwoch (14. 4.) lädt der AStA zur Erstsemester-Party in die Mensa, tags drauf feiern die Gewerbelehrer, ebenfalls im Foyer des Pädagogischen Instituts. Das Schlußlicht bilden die Theologen: sie tanzen am 16. 4. ins neue Semester. Uhrzeit? So zwischen acht und neun, aber interessante Leute kommen natürlich am besten immer etwas später.
Kai Rehländer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen