Dirty Harry Oscar

■ Ein neues Clint-Eastwood-Porträt - "The Man from Malpaso"

„The Man from Malpaso“, Samstag, 15 Uhr, West3

Da hat sich die Filmredaktion des WDR ein bißchen im Pokern versucht und prompt gewonnen. Auch wenn im Vorfeld der jüngsten Oscar-Vergabe einiges dafür sprach, daß Clint Eastwood mit seiner Western-Elegie „Erbarmungslos“ groß abräumen würde, noch in derselben Woche mit einem nagelneuen Porträt des Einsamen aus Hollywood – wenn auch zu wenig attraktiver Zeit – aufwarten zu können zeugt immerhin von redaktioneller Cleverness.

Das Eastwood-Porträt des amerikanischen Filmemachers Gene Feldman zeichnet sich nicht nur durch einen nahezu lückenlosen (Parforce-)Ritt durch sämtliche Eastwood-Filme aus – seine größte Leistung besteht wahrscheinlich darin, den großen Schweiger selbst zum Reden gebracht zu haben. So gibt der inzwischen 63jährige, der nach seiner Mitwirkung in einer Reihe von B-Pictures 1971 mit „Dirty Harry“ seinen Durchbruch erlebte, freundlich Auskunft. Über seine glückliche Kindheit, die schlichte, aber prägende Lebensphilosophie seines Vaters („Entweder du kommst voran, oder du gehst unter“) und seine Kino-Leidenschaft, die ihn nach diversen Jobs (unter anderem hob er unzähligen Leuten Gruben für ihre Swimmingpools aus) schließlich zum Film brachte. Im Interview bedankt sich der „einsame Rächer“ artig bei Lehrmeistern wie Sergio Leone und Don Siegel, räsoniert über die Wandlungen des American dream und berichtet über seine Liebe zum Jazz. Eine sehenswerte Hommage mit unzähligen Filmausschnitten und Statements von Mitstreitern wie Michael Cimino, Gene Hackman, Geneviève Bujold und Eastwoods besserer Hälfte, der Schauspielerin Frances Fisher. Durch die Bank schildern sie den Workaholic als verkannten Romantiker und überaus charmanten Zeitgenossen. Nie hatte eine(r) Ärger mit „Harry“... Reinhard Lüke