Pubertäre Rachephantasien-betr.: "Warte, warte nur ein Weilchen" von Mariam Niroumand, taz vom 25.3.93

betr.: „Warte, warte nur ein Weilchen“ von Mariam Niroumand, taz vom 25.3.93

Endlich einmal eine Filmkritik zu „Mann beißt Hund“, die den Namen Kritik verdient, während alle anderen, inklusive Ihrer Kollegin Peitz in der Zeit, diese Kritik zu Unrecht dem Film selbst unterstellen, dem sie dann bloß noch affirmativ hinterherschreiben, weil sie über den Tellerrand ihrer verklemmt evangelischen Medienmaulerei nicht mehr hinausblicken können, die aus jedem Kameramann am liebsten eine Krankenschwester machen will. Interessant ist ja auch, daß alle nur die Szenen schildern, die man als Klammermaterial auch im Fernsehen sehen konnte; entsprechend bleibt der Blick aufs Geschlechtliche getrübt. Dabei ist „Mann beißt Hund“ nicht mehr als eine pubertäre Rachephantasie von kleinen Jungs, die ihrer Mutter endlich mal den Besenstiel in den Arsch rammen wollten und sich nicht getraut haben, das auch zu zeigen. So reckt sich stellvertretend nur die filigrane Flöte in die Höh‘, die meines Erachtens in nämlichem Körperteil steckte. Aber auch über die analen Phantasmen (die Krankenhausszene!) schwieg sich die „Kritik“ hinweg, trop de caca, wahrscheinlich, für den gehobenen Geschmack. Eva Hohenberger, Köln