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Daimler kann sich nicht mehr arm rechnen

■ Durch neue Bewertungspraxis fließen Milliardenerträge zu

Stuttgart (dpa/taz) – Der Glanz des Daimler-Sterns wird matter: Das größte deutsche Industrieunternehmen mußte im letzten Geschäftsjahr eine Gewinneinbuße von knapp einer halben Milliarde Mark einstecken. Der Jahresüberschuß des Daimler-Benz-Konzerns ging 1992 verglichen mit dem Vorjahr von 1,94 auf 1,45 Milliarden Mark zurück, der Ertrag verringerte sich auf 703 Millionen Mark. Trotz des Gewinneinbruchs schlug der Aufsichtsrat gestern wieder eine Dividende von 13 Mark je Aktie vor.

Auf Daimlers höhere Kapitaldecke müssen die Anleger jedoch vorerst verzichten. Ersmals wurden einheitliche Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze angewendet. Dies soll die Transparenz und Vergleichbarkeit des Stuttgarter Konzerns mit anderen internationalen Unternehmen verbessern; schließlich will Daimler-Benz im September als erstes deutsches Unternehmen an die New Yorker Wall Street. Nach den angelsächsischen Bilanzregeln kann sich der Konzern nun nicht länger arm rechnen. So mußten etwa bisher viel zu niedrig bewertete Vorräte und Pensionsrückstellungen weit höher bilanziert werden. Das Ergebnis der Bilanzoperationen: außerordentliche Erträge in Höhe von 4,49 Milliarden Mark. Somit weist die Daimler-Benz AG für das Jahr 1992 einen Jahresüberschuß von insgesamt 5,193 Milliarden Mark aus. Doch um nicht vom Staat oder gierigen Aktionären geschröpft zu werden, fließen die aus der Bewertungsanpassung errechneten Erträge in vollem Umfang in die Gewinnrücklagen, die damit 13,2 Milliarden Mark betragen. Der Aufsichtsrat billigte zudem den Einstig der Dasa beim holländischen Flugzeugbauer Fokker.

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