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Stadt ohne Anschluß an den Verteilerkasten

■ Stadtforum (II): Eisenbahnprojekte bereiten den Stadtplanern Kopfzerbrechen

Berlin. Die neuen Eisenbahnkonzepte und Kreuzungsbahnhöfe werden in die bestehende Stadtstruktur Berlins massiv einschneiden. Die „Erlebniswelten mit Gleisanschluß“, wie Reichsbahnchef Werner Remmert auf der 28. Sitzung des Stadtforums sagte, rücken der Stadt mit „Jahrhundertbauwerken“ auf den Pelz. Zwar sind bei den geplanten Bahnhöfen in Spandau und Gesundbrunnen „wegen der schlechten Wirtschaftlichkeit der Konzepte“ (Remmert) die Investoren bislang ausgeblieben. Doch selbst die zu „Funktionsbahnhöfen“ reduzierten Planungen bedeuteten für die Quartiere einen radikalen Umbruch baulicher und verkehrlicher Strukturen.

Das Bauvorhaben beispielsweise für das neue Verkehrsbauwerk „Südbahnhof“ an der Papestraße soll rund 270 Millionen Mark kosten. Gleichzeitig sei vorgesehen, betonte Remmert, den Bahnhof in Spandau für 180 Millionen Mark und am Gesundbrunnen für 135 Millionen Mark sowie den anvisierten Kreuzungsbahnhof Lehrter Straße für 700 Millionen Mark neu zu gestalten. Konflikte zwischen Stadt und Bahn werden dort „aufeinanderprallen“, wo Berlins stadtplanerische Vorstellungen mit den Renditewünschen der Bahn nicht zu vereinbaren seien. So beabsichtige das Fuhrunternehmen „disponible Areale“, seine 3.280 Quadratmeter großen Liegenschaften durch eine privatwirtschaftlich organisierte Management GmbH ab 1994 an den Bund und an Investoren zu veräußern, sagte Remmert.

Die Planungen zwischen der Bahn und der Stadtentwicklung Berlins sind nur mangelhaft aufeinander abgestimmt. So mißbilligten im Stadtforum die Architekten Lothar Juckel und Urs Kohlbrenner das „Gutachten Bahnhof Lehrter Straße“, das die Senatsbauverwaltung initiiert hatte. Das Verfahren sei „nicht offen“, sondern „überhetzt“ durchgeführt worden. Das Ergebnis konnte nicht mit dem städtebaulichen Wettbewerb Spreebogen oder dem Bezirk abgestimmt werden. Die Bedeutung des „Verteilerkastens“ ist schwer quantifizierbar, betonte Kohlbrenner. Bei einer derartigen „Dimensionierung von Baumassen“ müßten die Auswirkungen auf den Stadtraum erst noch geprüft werden.

Auch am West- und Ostkreuz markieren Bauvorhaben im Bereich der Reichsbahn den Beginn städtebaulicher Zäsuren. Die Planungen am Ostkreuz des Architekten Helmut Willi Joos (Frankfurt am Main) sehen ein „Dienstleistungszentrum Ostkreuz“ für 1,5 Milliarden Mark vor. Joos, der bereits 1990 die Sanierung von Gebäuden der ehemaligen Knorr- Bremsen-Werke durchführte, entwarf ein neues Bahnhofsbauwerk für Fern- und Stadtbahnen. Zusätzlich sind auf dem Areal vier über 100 Meter hohe Hochhäuser und mehrer Büroblocks vorgesehen. Das Bauvorhaben soll noch in diesem Jahr in ein Bebauungsplanverfahren einmünden. Die Preisgabe der zentralen Kreuzungspunkte der Stadt ausschließlich an Investoren stieß im Stadtforum erneut auf Kritik: Die öffentliche Hand dürfe sich bei der Planung dieser Areale nicht zurückziehen, erinnerten Hardt-Waltherr Hämer und Schönebergs Baustadträtin Ritter. Die Verfahren glichen einem „Ausliefern der Stadtplanung an Investoren“. Rolf Lautenschläger

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