piwik no script img

Menschenhandel

■ Nach Deutschland gelockt zur Prostitution in Bar, nun Abschiebung?

Halberstadt (taz) – Die Polizei hat am Wochenende in einer Nachtbar in Langenstein (Sachsen-Anhalt) einen Frauenhändlerring ausgehoben. Am Freitag abend war eine Tschechin bei der Halberstädter Kripo erschienen und hatte gegen die Betreiber der Bar Anzeige erstattet. Ihre Tochter, so die Frau, werde dort gegen ihren Willen festgehalten und zur Prostitution gezwungen.

Die junge Frau hatte in einem unbeobachteten Moment ihre Eltern telefonisch alarmieren können. Noch am frühen Samstagmorgen stürmten Spezialeinheiten der Landespolizei, des Sonder- und des Mobileinsatzkommandos gemeinsam mit zwei Staatsanwälten den Rotlichtladen und wurden fündig. Sie befreiten neun tschechische Mädchen und junge Frauen. Die jüngste von ihnen ist gerade 15 Jahre alt.

Die Polizei nahm drei Tschechen und drei Deutsche vorläufig fest, die drei tschechischen Männer und das deutsche Pärchen, das die Bar betrieb, wurden dem Haftrichter vorgeführt. Die Vernehmung der jungen Frauen bestätigte nach Angaben der Staatsanwaltschaft den Anfangsverdacht des Menschenhandels. Sie waren mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und hier zur Prostitution gezwungen worden. Um ihre Flucht zu verhindern, hatten die Betreiber der Bar den Frauen die Pässe abgenommen. Die Einsatzkräfte der Polizei fanden die Papiere der Frauen im Tresor der Bar. Außerdem stellten sie bei der Durchsuchung Sprengsätze mit Zündern, scharfe Schußwaffen sowie Munition sicher.

Die Bar wurde noch in der gleichen Nacht durch das Ordnungsamt Halberstadt geschlossen. Eines der Mädchen wurde ihren Eltern übergeben, die übrigen wurden auf Antrag der Ausländerbehörde des Landkreises in Abschiebehaft genommen. Eberhard Löblich

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen