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Auf schwankendem Boden

■ taz-Fotografin Marily Stroux über ihre Bilder von den Flüchtlingsschiffen in Neumühlen. Sie sind derzeit in der Bücherhalle St. Pauli Süd ausgestellt

So fing es an: Auf der Treppe der „Bibby Endeavour“ saßen zwei Mädchen, eine mit einem Rhabarberblatt als Hut, und unterhielten sich ganz ernsthaft. Ich machte ein Foto, und ein paar Tage später brachte ich ihnen die Abzüge. Ich mußte sie erstmal in den Schiffen suchen und lernte dabei andere Menschen kennen. Sie haben mich in ihre Zimmer eingeladen, erzählt, sich gefreut, und alle wollten ein Foto von sich haben.

Die Bilder haben für sie eine ganz andere Bedeutung als für uns. Es sind „für immer festgehaltene Erinnerungen“, sie werden an die Familie in der Heimat geschickt, damit sie in deren Erinnerung bleiben, und ich habe oft den Eindruck gehabt, die Abgebildeten schauen nicht mich an, sondern ihre Freunde oder Familie — durch die Kamera. Und sie strahlten mit einem Blick, der sagt: „Wir halten zusammen und kommen so durch.“

Viele dieser Fotos zeigen nicht die Verhältnisse auf den Schiffen. 2000 Menschen, darunter fast 700 Kinder, leben auf den schwimmenden Häusern, in ganz engen Räumen, ohne Ausweichmöglichkeit. Auf dem Wasser wohnen heißt, keinen festen Boden unter den Füssen zu haben.

Essenkochen ist auf den meisten Schiffen verboten. Fertiggerichte werden geliefert, aus Großküchen, die die Eßgewohnheiten dieser Menschen nicht berücksichtigen. So kommt es vor, daß Flüchtlinge neben den Wohnschiffen fischen und statt der Fertigmahlzeiten lieber essen, was sie aus dem dreckigen Wasser holen.

Oft habe ich mit Kindern oder Erwachsenen geredet, sie fotografiert, und wenn ich ihnen ein paar Tage später die Abzüge bringen wollte, waren sie nicht mehr da. Sie waren entweder „weiterverteilt“ oder abgeschoben worden. Flüchtlinge unterwegs ...

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