■ Daumenkino: Verzauberter April
Wenn Sie sich bitte jetzt rasch einmal vorstellen wollten, wie das ist, auf nüchternen Magen ein Stück rosafarbener Oleanderseife zu kauen, anschließend runterzuschlucken und danach noch ein Sandelholz-Räucherstäbchen inhalieren zu müssen – dann haben Sie so ungefähr das Jefiehl, daß einem dieser Film hier, Verzauberter April von old Mike Newell bereitet. Uagghh! Ächz, drück, mergel, stöhn! Kotz potz blitz! Trau schau wem!
Eine Gruppe blappernder, haarscharf an der vollkommenen Idiotie vorbeischippernder Damen findet sich, in rosa-weißen Taft und Tand gehüllt, unter brünstig stinkenden Glyzinen und azurnem Sonnenschein in Italien ein, auf einem Castello San Salvatore (wo sonst, goddammit). Dort werden alle viktorianischen Panzerungen aufplatzen und der Sirup, der in unser aller Adern in Wirklichkeit pulsiert, aus den englischen 20er-Jahre-Korsetts herausbluppern. Wir sehen uns im Cafe Keese: Oni soit qui mal y pense. Nicht einmal James Ivory (wußten Sie, daß es eine Ivory-Seife in Amerika gibt?), nicht einmal der war so süß.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen