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Die Nestwärme-Spezialisten

■ Autobus ist nett nur für die, die drin sind: Plädoyer für eine 'Stiftung Energische Stadt'

Daß ein großes Unternehmen wie die Bremer Stadtwerke AG Geld gibt für ganz verschiedene Projekte, für energiebezogene, aber auch für künstlerische, caritative, wissenschaftliche, umweltschützerische, das ist nicht nicht nur völlig normal, sondern wird geradezu erwartet. Große und kleine Summen gab es für geschichtliche Ausstellungen und Windräder, für Turnhallen und Galerie-Einrichtungen, für Kunstwerke und Baumschutz. Auch das unmittelbar populäre Argument, dies werde doch bezahlt aus unser aller Stromgroschen, und man solle gefälligst die Tarife herabsetzen, statt Spenden regnen zu lassen, trifft nicht den Punkt: Daß Energie einen Preis haben muß, der zum Sparen und nicht zum Verschwenden motivieren soll, finden inzwischen längst nicht mehr nur die Grünen.

Die kritischen Punkte liegen woanders. Ein richtiger bremischer Nebenhaushalt ist entstanden, aus dem sich einzelne Behörden erfolgreich, aber vedeckt bedienen, wenn sie ihre Vorhaben im normalen Haushalt nicht unterbringen. Manchmal werden sogar Ämter und Posten mißbraucht, um dem Wünschen nachzuhelfen, oft wurde schamlos in die eigene (Behörden-)Tasche geschaufelt.

Überhaupt nicht zu bezweifeln ist, daß viele der geförderten Projekte sinnvoll und wichtig sind. Wenn sich aber in gigantischem Ausmaß immer wieder die Sozialdemokratie selbst bespiegelt, sich gegenseitig die Hände reicht, sich Anträge einreicht und von den Genossen bewilligt bekommt, Dankschreiben verschickt, GenossInnen und BürgerInnen beglückt, wenn immer wieder einer einen kennt, wenn diese kleine nestwarme Welt Schutz bietet — dann ist das wie mit dem Autobus- Effekt bei Regen: nett für die, die drin sind. Die anderen bleiben aber draußen.

Es muß gar nicht so gewesen sein, daß Serien von CDU- oder FDP-nahen Anträgen abschlägig beschieden wurden. Aber gerade wenn das nicht der Fall war, ist die Konsequenz noch viel unerfreulicher. Denn man muß gar nichts gegen die SPD haben, um es beklemmend zu finden, wie hier feine Fäden zu undurchdringlichem Dickicht gesponnen werden. Niemand behauptet bisher, die Stadtwerke hätten mit ihrem Geld irgendwen „erpreßt“, hätten womöglich, mit Entzug drohend, irgendwelches Wohlverhalten gefordert. Das ist auch gar nicht nötig. Es reicht, überall und überaus breit mit kleinen und größeren Zuwendungen bereitzustehen, um im Zweifel sympathisch gefunden zu werden, es reicht die hundert- und tausendfache Erfahrung in einer Stadt, daß die SPD doch weiterhilft, daß über die Namen und den Einfluß von kleinen SPD-Lichtern und großen SPD-Leuchten im Zweifel immer am sichersten eine Drucklegung finanziert, ein Kinderfest unterstützt, eine Ausstellung gesponsert, einer Städtepartnerschaft auf die Beine geholfen, der Baumschutz mit Broschüren versehen wird. Es reicht das dumpfe Gefühl dieser gesellschaftlichen Nähe, dieser Nestwärme, die Außenstehende gar nicht auf den Gedanken kommen läßt, sich hier um Gelder zu bemühen: Zu viele Hinweise gibt es, daß die SPD-Namen mehr und sicherer zählen als die beantragten Projekte. Wie wär's mit einer Stiftung Energische Stadt, versehen mit einem demokratisch besetzten Beirat, die die Gelder verteilt, die aus den Strom- und Wassergroschen des Monopolbetriebs mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung kommen? S.P.

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