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Munition in UN-Hilfskonvoi

■ 2.000 Flüchtlinge aus Srebrenica evakuiert

Tuzla (ap/AFP/taz) — Die Entdeckung von 48 Kisten Munition für Gewehre und MGs in einem für Sarajevo bestimmten Lastwagen des Flüchtlingshilfswerks der UNO (UNHCR) scheint die Fortsetzung der Evakuierung der Zivilbevölkerung der seit Monaten von Truppen der bosnischen Serben belagerten ostbosnischen Stadt Srebrenica vorerst nicht zu gefährden. Über 2.000 Flüchtlinge aus der eingeschlossenen muslimischen Enklave erreichten am Donnerstag abend auf Lastwagen des Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) die von bosnisch-muslimischen Truppen gehaltetene Indstriestadt Tuzla. Augenzeugen berichteten, serbische Milizionäre hätten die Fahrzeugkolonne während der vierstündigen Fahrt mehrfach mit Steinen beworfen. Vor der Abfahrt aus Srebrenica sollen erneut drei Menschen, darunter zwei Kinder, im Gedränge um die Lastwagen zu Tode gekommen sein. Am Samstag soll ein neuer Konvoi der UNO weitere Menschen aus Srebrenica evakuieren.

Der selbsternannte „Präsident“ der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, beschuldigte aufgrund des Munitionsfundes in Sarajevo die UN-Schutztruppen für das ehemalige Jugoslawien (UNPROFOR), die kroatischen und muslimischen Gegner der bosnischen Serben zu unterstützen. In einem von Belgrad aus geführten Telefongespräch mit dem englischen Sender BBC forderte Karadžić verschärfte Kontrollen der UN-Transporte. Bei der gefundenen Munition handelt es sich um Projektile, die sowohl für Flak- als auch für Heckenschützen verwendet werden können. Die Munition war bei einer Kontrolle durch Milizen der bosnischen Serben in einem Container der UNO gefunden worden.

Der Kommandeur der UNPROFOR für Bosnien-Herzegowina, Phillipe Morillon, reiste gestern erneut in die serbische Hauptstadt Belgrad. Dort will der französische General sich mit zwei hohen Offizieren der bosnischen Serben über die Stationierung eines UNO-Kontingents in Srebrenica verhandeln. Morillon war am Donnerstag von Soldaten der bosnischen Serben an der Rückkehr in die ostbosnische Stadt gehindert worden.

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