: Theater gegen Rechts
■ Deutschland Jugend Gewalt: Ab heute Festival auf Kampnagel
: Ab heute Festival auf Kampnagel
Ihr eigenes Stück Abwege — ganz normal nach rechts? ist eine der ganz wenigen gelungenen Versuche, sich der Problematik des Neonazismus mit künstlerischen Mitteln zu nähern. Mit ihrem Veranstaltungswochenende Deutschland Jugend Gewalt setzt das Jugendtheater auf Kampnagel (JAK) nun die Auseinandersetzung um dieses brennende Thema zu einem Zeitpunkt fort, wo die kerzenbewaffneten Ausländerfreunde von dem Thema schon wieder genug haben. In Inszenierungen, Filmen, Konzerten und Lesungen sowie auf dem zentralen Abend mit allen Beteiligten unter dem Titel Non Stop gegen Rechts wird Jugendkultur aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet.
Das Wochenende beginnt bereits am heutigen Donnerstag mit dem Skinhead-Tryptichon Abwege vom JAK (Halle 4, 19 Uhr) sowie dem Stück Geiselnahme über einen Schüler, der drei Lehrer mit einer Benzinbombe zwingt, ihm zuzuhören, vom Theater Junge Generation Dresden (Geschlossene Veranstaltung). Freitag wird ein weiteres Stück über Skinheads gezeigt. Glatze vom Staatstheater Schwerin beschreibt das Ensemble einer Provinzbühne beim Versuch und Scheitern, ein Skinheadstück zu spielen. Die Inszenierung ist nicht zuletzt wegen der Musik sehenswert: Die Schweriner Band Das Auge Gottes ist eine der herausragenden deutschen Kapellen, die deutsche Texte mit harter Tanzmusik verbinden können (Halle 6, 19 Uhr). Außerdem wird Klaus Farin sein neues Buch Skinheads in der Buchhandlung Nautilus präsentieren (20 Uhr).
Der Samstag steht ganz im Zeichen der Großveranstaltung Non Stop gegen Rechts. In kurzen Spielszenen diverser deutscher Theater sowie in Gesprächen (u.a. mit Bodo Morshäuser, Jakob Arjouni und St. Pauli-Fans) wird versucht, einen differenzierten Dialog zu spinnen. Beendet wird der Abend mit einem Konzert von Slime (Halle 6, ab 19 Uhr).
Nur besonders Konditionsstarke werden den Sonntag komplett durchstehen. Nicht entgehen lassen sollte man sich das Gespräch mit dem polnischen Regisseur Jerzy Federowicz, der in Krakau rivalisierende Skin- und Punkbanden in Romeo und Julia auf die Bühne stellte (12 Uhr, Foyer 2). Parallel dazu liest Bodo Morshäuser in der Motte. Um 15 Uhr diskutiert eine Expertenrunde die Frage Zurückschlagen oder ins Gespräch kommen? und um 17 Uhr zeigt das carroussel-Theater Berlin ihre Dokumentarreportage Alles beim Alten über Jugendliche in Ost- und West-Berlin nach dem Mauerfall. Zu Ende geht Deutschland Jugend Gewalt mit einer neuen Inszenierung des Jugendtheater-Klassikers Was heißt hier Liebe vom Theaterhaus Stuttgart, die die Deutsch-Ausländer- Thematik in das Stück integriert. tlb
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