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: Nette Marionette: "Die Herren der Kanäle", ORB 3, Di., 21.45 Uhr (vorher: Südwest 3 und N 3)

„Die Herren der Kanäle“, ORB 3, Di., 21.45 Uhr (vorher: Südwest 3 und N 3)

Es müßte ja nicht gleich eine der Schrei- und Brüllorgien sein, wie sie von der „aufgemotzten Null“ (A. Thorer) Olaf Kracht und seinem Kollegen Ulrich Meyer auf RTL und Sat.1 inszeniert werden. Doch etwas mehr Aggression der öffentlich-rechtlichen Verwalter gegen die Konzernkonkurrenz könnte nun wirklich nicht schaden. Das Tischtuch (resp. die Bild-Zeitung), von dem die dualen Systemgegner noch viel zu häufig gemeinsam speisen, gehörte endlich einmal ordentlich zerschnitten. Mit dem Beitrag „Die Herren der Kanäle“ wurde jetzt ein erster Anfang gemacht.

Halbwegs deutliche Worte von ARD-Programmdirektor Günter Struve gegen Springer/ Kirch und ihren Medienverbund von HörZu bis Sat.1 hörte man auf dem Schirm selten; ARD- Sportkoordinator von der Tann erklärte den ZuschauerInnen nach dem Schlag gegen die „Sportschau“ hier noch etwas schlaff, wieso die dicken Pakete mit den Sport-Übertragungsrechten immer bei Leo Kirch landen.

Schön, wie Autor Tilman Jens die trockene Analyse der Kirch- Senderfamilie (DSF, Pro 7, Kabelkanal, Sat.1, premiere), die bislang nahezu ohne gesellschaftliche und politische Kontrolle wächst, mit Interviews und Archivmaterial auflockerte. Da überreicht Kanzlergattin Hannelore einen Bambi an den Kohl- Freund Leo Kirch mit den ermunternden Dankesworten „Männer wie Sie brauchen wir“, der Medienwächter aus Helmut Kohls Stammland Rheinland- Pfalz stammelt Gutgläubiges, und Wolf-Dieter Ring, Chef der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM), enttarnt sich selbst mit seinen phrasenhaften Ausreden als nette CSU-Marionette.

Überdeutlich wurde, wie zaghaft die Konzentrationskontrolle von den Landesmedienanstalten, die einst für die Einführung des Kommerzfunks sorgten, bislang ausgeübt wurde. Die Klage gegen Kirchs Sportfernsehen war die Notbremse.

Nach der Durchleuchtung des „Modells Beta Straße“ (dort hat die Kirch-Gruppe ihren Sitz) sollte sich die ARD nun mal die Bertelsmänner vornehmen, deren Senderfamilie nur kurz vorgestellt wurde. Und: Solcherart offensivere Medienberichterstattung gehört regelmäßig ins Erste. Denn ein Medienmagazin leistet sich die ARD bisher nur in West 3 („Parlazzo“). kotte